Das Projekt nexus ist seit dem 30. April 2020 abgeschlossen. Alle Informationen und Texte entsprechen dem Stand zum Projektende und werden nicht weiter aktualisiert. Mit dem Themenbereich Anrechnung und Anerkennung befasst sich das aktuelle HRK-Projekt MODUS und für Studierende die Infoseite AN!.

Digitaler Wandel in Studium und Lehre

12. und 13. September 2019, Technische Universität Kaiserslautern

Die Digitalisierung bietet zusätzliche Möglichkeiten für Lehre und Studium. Damit diese Möglichkeiten erfolgreich genutzt werden können, bedarf es entsprechender Anreize, Strategien und finanzieller sowie personeller Kapazitäten und Kompetenzen. Wie dies im Hochschulalltag umgesetzt werden kann – und welche Chancen und Herausforderungen sich dadurch ergeben, diskutierten rund 170 Expertinnen und Experten bei der Fachtagung „Digitaler Wandel in Studium und Lehre“ des HRK-Projektes „nexus – Übergänge gestalten, Studienerfolg verbessern“ am 12. und 13. September an der Technische Universität Kaiserslautern.

Ergebnisse und Impressionen

Eine Fotoauswahl, die Impulsvorträge, eine Zusammenfassung der Podiumsdiskussion sowie die Ergebnisse der Foren finden Sie im Folgenden.

Darüber hinaus gibt es eine neue Veröffentlichung der Reihe nexus impulse für die Praxis:
Ausgabe Nr. 19 Digitaler Wandel in Studium und Lehre.

Weitere Praxisbeispiele - neben denen, die auf der Tagung vorgestellt bzw. in den impulsen für die Praxis veröffentlichten - finden Sie in der nexus Good-Practice-Datenbank.



Vortragsfolien, Reflexionen, Abstracts & Ergebnisse

Impulsvorträge

Impulsvortrag: Die Digitale Hochschule (aus Perspektive eines Lehrenden)

Die Digitale Hochschule (aus Perspektive eines Lehrenden)
Prof. Dr. Oliver Ruf, Hochschule Bonn-Rhein-Sieg

Zusammenfassung: (Tilman Dörr & Mina Wiese, HRK nexus)
Professor Dr. Oliver Ruf stellte in seinem Impuls „Die digitale Hochschule“ heraus, dass die Diskussion um Digitalisierung keine neue sei, sondern seit vielen Jahren wiederkehre, die Appelle jedoch regelmäßig wieder vergessen und wiederholt würden. Digitalität hätte es schon vor 20 Jahren gegeben, damals spielte sie aber noch keine Rolle im Alltag der meisten Menschen.

„Die“ digitale Hochschule betreffe zuvorderst die Studierenden und die Lehrenden, deren Zusammenwirken mit anderen Akteuren das Konzept Hochschule, nicht nur bezogen auf den digitalen Wandel, auszeichne. Professor Dr. Oliver Ruf ging auf unterschiedliche Formen der Zusammenarbeit einer digitalen Hochschule ein: Die Zusammenarbeit innerhalb der Hochschule sei naheliegend und selbstverständlich. Auch Kooperationen zwischen mehreren Hochschulen sowie Netzwerke mit außerhochschulischen Institutionen (den sogenannten „digitalen Kooperationen“) sei denkbar. Bei der Zusammenarbeit mit der Industrie sollten Hochschulen jedoch vorsichtig sein, da deren Interessen nicht zwingend kongruent mit hochschulischen Interessen seien.

Digitalisierung sei aus dem (Hochschul-)Alltag nicht mehr wegzudenken, u.a. da die Digitalisierung und die neuen Medien die Kommunikation als Ganzes verändert hätten und weiterhin veränderten. Trotz allem sei jedoch für die Idee der Hochschule ein Ort der Zusammenkunft und Identifikation notwendig, digitale Hochschulen ohne Mauern und festen Ort somit nicht möglich. Und auch wenn durch den Einsatz von künstlicher Intelligenz und Robotern Lehre unterstützt werden könne, könnten Lehrkräfte dennoch nicht durch Bots ersetzt und überflüssig gemacht werden.

 

 

Impulsvortrag: Digitaler Wandel an Hochschulen (aus Perspektive einer Hochschulleitung)

Digitaler Wandel an Hochschulen (aus Perspektive einer Hochschulleitung)
Prof. Dr. Olga Burkova, Vizepräsidentin für Digitalisierung der Hochschule für Angewandte Wissenschaften Hamburg

Zusammenfassung: (Laila Scheuch, HRK nexus)
Was bedeutet eigentlich digitaler Wandel an einer Hochschule und wie kann dieser in der Praxis gestaltet werden? Frau Professorin Olga Burkova beantwortete diese grundlegenden Fragen für die Zukunft von Studium und Lehre vor dem Hintergrund ihrer Erfahrungen als Vizepräsidentin für Digitalisierung an der HAW Hamburg.

Digitaler Wandel ist und muss mehr sein als die Digitalisierung von Studium und Lehre, so ihre zentrale These hinsichtlich der ersten Frage. Er bedeute Bildung für die digitale Gesellschaft und Arbeitswelt bereitzustellen und nicht nur die Digitalisierung des Lehrens und Lernens. Die HAW ziele darauf, Zukunftskompetenzen zu vermitteln, nicht nur Digitalisierung als Werkzeug in der Lehre einzusetzen.

Den digitalen Wandel an der Hochschule voranzutreiben sei ein komplexer Prozess, der alle Hochschulangehörigen und nicht nur einzelne Bereiche betreffe. Eine Strategie sei deshalb unerlässlich. Die Strategie der HAW funktioniere in vier Dimensionen: „Identität und Identifikation“, „Priorisierung“, „Mobilisierung“ und als Grundlage für konkrete Maßnahmen und Projekte. Darüber hinaus ermögliche sie es, ein Profil zu bilden und Wettbewerbsfähigkeit zu gewährleisten. In der Praxis stellt sich die die Weiterentwicklung von Studiengängen bzw. Curricula auf Basis der Strategie als wichtiges Gestaltungsfeld, um den digitalen Wandel umzusetzen, für die HAW dar.

Podiumsdiskussion: Digitaler Wandel

Zusammenfassung: (Sebastian Becker & Carolin Müller, HRK nexus)
Der Frage, welche Bedeutung der digitale Wandel an den Hochschulen hat und wie dieser Wandel gestaltet werden kann, widmeten sich Professorin Dr. Monika Gross (HRK-Vizepräsidentin für Digitalisierung und wissenschaftliche Weiterbildung), Professorin Dr. Olga Burkova (Vizepräsidentin für Digitalisierung, Hochschule für Angewandte Wissenschaften Hamburg),  Herr Dr. Stefan Löhrke (Vizepräsident für Studium und Lehre, Technische Universität Kaiserslautern), Frau Leonie Ackermann (freier Zusammenschluss von Student*innenschaften) und Herr Klaus-Peter Hammer (Vorstandsvorsitzender Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft Rheinland-Pfalz).

Zu Beginn hob Professorin Gross hervor, dass der digitale Wandel in erster Linie die Ausgestaltung von Studium und Lehre betrifft und dabei alle Akteure der Hochschulen mit einbezogen werden müssen, um diesen Wandel aktiv – in Top-Down und Buttom-up Prozessen – zu gestalten. Die Digitalisierung der Hochschulen darf nicht für Kosteneinsparungen und zum Zwecke der Rationalisierung eingesetzt werden, sondern geht vielmehr mit zusätzlichen finanziellen Belastungen einher. Dies ist aber auch unabdingbar, denn Hochschulen haben die Pflicht, die Studierenden auf eine digitale Welt vorzubereiten, so Herr Dr. Löhrke. Dabei muss die Gestaltung des digitalen Wandels als kontinuierliche Aufgabe verstanden werden, die durch finanzielle Ausstattungen gesichert wird – Dauerstellen können diesen Prozess mit Fachwissen begleiten. Auch wenn durch die Digitalisierung Barrieren abgebaut sowie Lehren und Lernen zunehmend flexibel und ortsunabhängig gestaltet werden können, darf das „Digitale“ das „Analoge“ nicht ablösen: Vor allem der direkte und persönliche Austausch zwischen Studierenden untereinander sowie mit den Lehrenden ist essentiell.

Einig waren sich die Diskutanten darüber, dass die Fort- und Weiterbildung der Lehrkräfte eine Herausforderung darstellt. In vielen Fällen sind Lehrende an Hochschulen Autodidaktiker und bezüglich des Wissensstands und der Bereitschaft zum aktiven Ausgestalten von digitalen Lehr- und Lernformaten gibt es innerhalb der Hochschulen und Fakultäten zum Teil große Unterschiede. Daher müssen Anreize geschaffen werden, um die Lehrenden weiterzubilden oder benötigte Freiräume, evtl. auch durch Reduzierung des Lehrdeputats, einzuräumen. Weiterbildungsmaßnahmen können auch in Zielvereinbarungen mit den Lehrenden festgelegt werden. Maßgeblich für eine erfolgreiche Umsetzung von innovativen und digitalen Lehrformaten ist jedoch immer die intrinsische Motivation.

Die genannten Voraussetzungen dienten einer erfolgreichen Gestaltung des digitalen Wandels an Hochschulen – und vor allem fach- und disziplinübergreifende Lehrszenarien förderten „digitale Kompetenzen. Die Entwicklung und Umsetzung einer Digitalisierungsstrategie kann ebenfalls unterstützen, so Professorin Burkova, um an Hochschulen Prioritäten zu setzen und Ziele zu konkretisieren. Insgesamt steht jedoch die Schnelllebigkeit der Technologien der zum Teil langsamen Entwicklungsprozesse innerhalb der Hochschule gegenüber. Durch Neugierde und Mut der Lehrenden, etwas Neues auszuprobieren, kann der digitale Wandel ebenso gestaltet werden, wie durch ein gemeinsames Selbstverständnis über gute Lehre, entstanden durch einen disziplinübergreifenden Diskurs innerhalb der Hochschule.

Parallele Diskussionsforen

Forum 1: Digitalisierungsstrategien

Digitalisierungsstrategien als Instrument der Hochschulentwicklung
Dr. Barbara Getto, Universität Duisburg-Essen

Auf dem Weg zu einer Digitalisierungsstrategie
Prof. Dr. jur. Eva Waller, Hochschule Bochum

Zusammenfassung: (Mina Wiese, HRK nexus)
In ihrem einführenden Vortrag verdeutlichte Frau Dr. Barbara Getto, dass die Digitalisierung in unserer Lebens- und Arbeitswelt neue Gestaltungsräume ermöglicht: Im hochschulischen Kontext könnte dies u.a. in Form eines Change-Management-Prozesses realisiert werden. Denn eine Digitalisierungsstrategie im Bereich Studium und Lehre berge unterschiedliche Potenziale:

  • Neue Lehrinhalte und Ziele
  • Neue Zielgruppen und Märkte
  • Neue Lehr- und Lernmethoden
  • Neue Lernorganisationen

Frau Dr. Getto erläuterte zudem, wie die Universität Duisburg-Essen von der E-Learning Strategie zu einer Digitalisierungsstrategie gekommen ist und wie deren Ziele in die der Universität eingebettet wurden.

Im zweiten Impulsvortrag beschrieb Frau Professorin Dr. Eva Waller den Weg, den die Hochschule Bochum beschritten hat, um zu einer Digitalisierungsstrategie zu kommen. Sie betonte, dass die Peer-to-Peer-Beratung des Hochschulforums Digitalisierung hierbei eine große Hilfe gewesen sei. Die Hochschule habe sich zu Beginn eine Bestandsanalyse der Hochschule vorgenommen, hochschulweite Ziele bezogen auf die Digitalisierung formuliert und anschließend Handlungsempfehlungen der Peer-to-Peer-Beratung umgesetzt:

  1. Etablierung einer Ermöglichungskultur
  2. Sichtung von Informationen und Transparenz
  3. Verabredung verbindlicher Verfahrensregeln
  4. Einbindung aller Gruppen sowie die Ermöglichung von Mitgestaltung und Partizipation
  5. Herstellung eines gemeinsamen Verständnisses

Abschließend verwies die Vortragende darauf, dass sich die Hochschule Bochum auf den Weg zu einer Digitalisierungsstrategie gemacht hat, das Ziel jedoch noch nicht erreicht wurde.

Im zweiten Teil des Forums wurde die Leitfrage „Was erwarten Sie von einer Digitalisierungsstrategie in Studium und Lehre“ in vier Arbeitsgruppen diskutiert und am Ende von Frau Barbara Dr. Getto und Frau Professorin Dr. Eva Waller zusammengefasst und vorgestellt. 

Forum 2: Netzwerke

Open TUHH - eine kooperative Arbeitsgruppe im Kontext des digitalen Experimentierfelds an der TU Hamburg
Dr. Tina Ladwig, Technische Universität Hamburg

Remote-Labore für offenes und flexibles Lernen
Prof. Dr. Marco Winzker, Hochschule Bonn-Rhein-Sieg

Digitale Hochschulbildung in Sachsen - ein landesweites Verbundprojekt zur digitalen Transformation in Studium und Lehre
Dr. Claudia Bade, Hochschuldidaktisches Zentrum Sachsen

Zusammenfassung: (Carolin Müller, HRK nexus)
Drei Kurzvorträge im Forum „Netzwerke“ setzten sich mit der Frage auseinander, wie Hochschulen den digitalen Wandel in Studium und Lehre innerhalb der eigenen Hochschule, im Hochschulverbund und mit externen Partnern kooperativ gestalten können. Zunächst präsentierte Frau Dr. Ladwig von der Technischen Universität Hamburg die openTUHH- Initiative, die als kooperative Arbeitsgruppe innerhalb der Hochschule einen Raum zum Diskutieren und Experimentieren im Kontext des digitalen Wandels bietet sowie gemeinschaftlich das Selbstverständnis der Hochschule im digitalen Kontext erarbeitet. Durch diese Netzwerkarbeit, bei der die Arbeitsgruppe openTUHH als Impulsgeber und Mitgestalter fungiert, ist eine gemeinsame Sprache entstanden, die für den strategischen Entwicklungsprozess besonders wichtig war. Inzwischen arbeitet dieses Netzwerk auch außerhalb der eigenen Hochschulgrenzen in unterschiedlichen Themen wie beispielsweise Open Educational Resources (OER), bei denen der Austausch weiter gefördert und der entstandene Experimentierraum für digitale Tools und Methoden weiterentwickelt wird. Aus dem Entwicklungsprozess dieser Initiative konnte Frau Ladwig berichten, dass vor allem die Betrachtung der Strukturen und Prozesse innerhalb der eigenen Hochschule besonders wichtig ist, um den digitalen Wandel an Hochschulen zu gestalten.

Der zweite Vortrag von Professor Dr. Marco Winzker konzentrierte sich auf Netzwerke am Beispiel des Remote-Labors der Hochschule Bonn-Rhein-Sieg, das hochschulübergreifend und international als OER zur Verfügung steht. Das Remote-Labor wird in der Lehrveranstaltung als Vorbereitung für ein Präsenzlabor verwendet. Besonders der Austausch von Ressourcen sowie die Kommunikation im Bereich der Didaktik, lassen sich als Vorteile für ein kooperatives Remote-Labor festhalten. Aber auch für die technische Implementierung bieten sich Netzwerke an. Auf die Frage, ob nicht eine Diskrepanz dadurch entsteht, dass eine Hochschule die technischen Mittel für das Remote-Labor zur Verfügung stellt und andere Hochschulen diese nutzen, bezog Herr Professor Winzker sich auf den OER-Gedanken: Perspektivisch bauen alle Hochschulen langfristig offene Bildungsmaterialien auf, sodass diese dann gemeinsam genutzt und untereinander ausgetauscht werden können.

Zuletzt präsentierte Frau Dr. Claudia Bade vom Hochschuldidaktischen Zentrum Sachsen die Landesinitiative „Digitale Hochschulbildung Sachsen“, bei dem das Landesministerium ein wesentlicher Partner des Netzwerks ist. An den Hochschulen ist der digitale Wandel nicht nur ein Veränderungsprozess, sondern auch ein (Weiter-)Entwicklungsprozess der gesamten Hochschule. Unter diesen Gesichtspunkten wurden mehrere Linien eingeführt: Digitale Fellowships als Förderinstrument für innovative Lehrformate, digitale Workspaces als Werkstätten zur didaktischen Weiterbildung, die ebenfalls an das hochschuldidaktische Zertifikat angebunden sind, und Change Agents, die an den Hochschulen als Multiplikatoren für den digitalen Wandel tätig sind. In der Diskussion wurde hervorgehoben, dass neben einer Plattform zum Austausch vor allem die Akteure an den Hochschulen im Vordergrund stehen, die gemeinsam den digitalen Wandel gestalten und durch Unterstützungsmaßnahmen Veränderungen initiieren.

Forum 3: Künstliche Intelligenz in der Lehre

Individualisiertes, interaktives Lernen in instrumentierten Umgebungen
Prof. Dr. h.c. Andreas Dengel, Deutsches Forschungszentrum für Künstliche Intelligenz (DFKI), Technische Universität Kaiserslautern

Mymi.Mobile
Prof. Dr. Stefan Britsch, Universität Ulm

Zusammenfassung: (Sebastian Becker, HRK nexus)
Im ersten Vortrag stellte Prof. Dr. Andreas Dengel vom Deutschen Forschungszentrum für Künstliche Intelligenz (DFKI) das von ihm betreute Projekt zur Implementierung eines individualisierten, interaktiven Lernens in instrumentalisierten Umgebungen vor. Ziel dieses Projektes ist die Synchronisation von Inhalt und kognitivem Verhalten. Mittels einer Eye-Tracking-Software und Wärmebildkameras wird das individuelle Leseverhalten bzw. das Verhalten bei der Beantwortung von Testfragen erfasst und analysiert. Bei der Auswertung der Daten konnte feststellt werden, dass über die Bewegungen der Augen, deren Verweildauer auf bestimmten Textstellen und die Köperwärme Rückschlüsse gezogen werden können auf das individuelle Lernverhalten, aber auch über den Kenntnisstand der untersuchten Person. In Zukunft sollen diese Erkenntnisse überführt werden in ein System, welches durch künstliche Intelligenz die Lernmaterialen so anpasst, dass Sie auf die einzelnen Bedürfnisse der Studierenden besser eingehen kann, mit dem Ziel der Steigerung der Lernergebnisse.

Im zweiten Vortrag wurde von Prof. Dr. Stefan Britsch das MyMi.mobile Projekt der Universität Ulm vorgestellt. Er skizzierte hierbei die Herausforderungen für Hochschulen in Studium und Lehre in einer digitalen Welt, dass es eine zunehmende Konkurrenz zwischen neuen Lehrmodellen gibt und es daher einer Verstetigung von Lehrinnovationen bedarf. Auch sei die oftmals geringe Medienkompetenz der Lehrenden eine zentrale Herausforderung, der Hochschulen begegnen müssen. Das MyMi.mobile versucht vor diesem Hintergrund zumindest Ersterem zu begegnen. Dabei handelt es sich um ein innovatives Lehr- und Lernformat, welches in der Medizinerausbildung bzw. in der praktischen Anwendung von mikroskopischer Anatomie zur Anwendung kommt. Studierende können per App auf eine enorme Datenbank von Präparaten zugreifen und hier prüfungsspezifische Aufgaben lösen und ferner sich mit Kommilitonen austauschen. Auf diese Weise werden nicht nur Wissens-, sondern auch visuelle und Transferkompetenzen herausgebildet. Das Programm erkennt Muster im Antwortverhalten und kann per Learning Analytics Tool zu einer qualitativen Verbesserung der Lernergebnisse führen. In der anschließenden Diskussion wurde festgestellt, dass dieses Format zwar sehr viele Kompetenzbereiche ansprechen würde, eine Übertragbarkeit wegen der besonderen Ausrichtung auf die Analyse von Präparaten allerdings kaum auf andere Wissenschaftsdisziplinen möglich wäre.

 

 

Forum 4: Gamification in Studium und Lehre

Game of TUK - Gamifikation in der Schnittmenge von Virtual- und Real-Life
Max Sprenger & Julia Müller, Technische Universität Kaiserslautern

Serious Gaming in der Medizinausbildung
Prof. Dr. med. Tobias Raupach, Universitätsmedizin Göttingen

Zusammenfassung: (Claudia Schumacher, Technische Universität Kaiserslautern)

Forum 5: Methoden der Kompetenzentwicklung

Das Labor Creative Space for Technical Innovations (CSTI) an der HAW Hamburg als Beispiel für forschungsorientierten Wissens- und Technologietransfer
Dr. Susanne Draheim, Hochschule für Angewandte Wissenschaften Hamburg

Aktivierung zur Selbstreflexion
Prof. Dr. Tobias Seidl, Hochschule der Medien Stuttgart

Zusammenfassung: (Tilman Dörr, HRK nexus)
Zwei Vorträge im Forum „Methoden der Kompetenzentwicklung“ setzten sich mit der Frage auseinander, wie man zwei zentrale Fähigkeiten, Innovations- und Reflexionskompetenz, bei Studierenden fördern kann. Frau Dr. Draheim von der HAW Hamburg zeigte am Beispiel des Labors Creative Space for technical innvoations (CSTI), wie es gelingen kann, Studierende frühzeitig an forschendes Lernen heranzuführen und innovatives Denken zu fördern.

Das Labor, gedacht als Spielplatz für Technologien, wird von der Wissenschafts- aber auch durch die Wirtschaftsbehörde gefördert und ist, hervorgegangen aus einem Projekt, mittlerweile als Forschungs- und Transferzentrum an der HAW Hamburg verstetigt worden. Studierende lernen hier in Projekten Ideen zu entwickeln und diese prototypisch umzusetzen. Dabei bedient sich das CSTI u.a. des Konzepts „Lifelong Kindergarten“, das in einem schnellen und iterativen Prozess agiles Prototyping ermöglicht. Diese Prozesse dauern in der Regel ein bis zwei Monate. Darüber hinaus ist das CSTI in diversen Bereichen aktiv um Marketing zu betreiben, u.a. in der Zusammenarbeit mit Schulen, um die Studierenden von morgen zu erreichen.

Herr Professor Dr. Seidl von der Hochschule der Medien in Stuttgart (HdM) setzte sich im Vortrag „Aktivierung zur Selbstreflexion“ zunächst mit den Fragen auseinander, was Studierende lernen müssen, um später mit dynamischen Veränderungen kompetent umgehen zu können, wie wichtiger werdende Kompetenzen strukturiert adressiert und curricular verankert werden können und, grundlegend, was explizit gelehrt und somit auch gelernt werden kann bzw. in welchen Bereichen nur Rahmenbedingungen geschaffen werden können, um Veränderungen zu erzeugen. Er betonte, dass es sich um einen „kumulativen Prozess subjektiver Erfahrungsgewinne“ (Weinert) handele, und somit langfristige Maßnahmen notwendig seien. An seiner Fakultät Information und Kommunikation der HdM wurden drei Pflichtmodule eingeführt, die den Erwerb von Schlüsselkompetenzen fest im Curriculum von vier Studiengängen verankern. Die Module „Tools for Working“, „Working in a media world“ und „Ways of working“ werden jeweils mit 5 ECTS-Punkten kreditiert aber nicht benotet, da eine summative Prüfung nicht sinnvoll erschien. Am Ende jedes Moduls setzen sich Lehrende mit Studierenden in einem Kolloquium mit den Fragen auseinander, was die Studierenden gelernt haben und wie sie einzelne Bereiche verbessern bzw. professionalisieren können, z.B. in einer anderen Lehrveranstaltung aber auch Bereichen außerhalb der Hochschule. Für das Kolloquium fertigen die Studierenden ein E-Portfolio an und müssen drei Artefakte, z.B. Bilder, Zitate o.a., sammeln, die für ihren Lernprozess wichtig waren. Mit Hilfe dieser Methoden sollen sie gemäß dem Modell der Kompetenzstufenentwicklung aus der unbewussten in die bewusste Inkompetenz und zur bewussten Kompetenz geführt werden. Die ersten Studierenden haben in diesem Jahr ihren Abschluss mit dem neuen Modell gemacht.

Forum 6: Learning Analytics

Digital Daten erzeugen und individuell Feedback geben
Prof. Dr. Michael Goedicke, Universität Duisburg-Essen

Zusammenfassung: (Laila Scheuch, HRK nexus)
Learning Analytics bedeutet, Daten von Studierenden zu tracken mit dem Ziel, ihren Lernprozess zu verbessern. Im Forum fügte Herr Professor Goedicke von der Universität Duisburg-Essen dieser Basisdefinition einige konzeptionelle Aspekte hinzu und erläuterte deren Umsetzung in Duisburg-Essen. Die Daten können erhoben werden, wenn Studentinnen und Studenten digitale Aufgaben im Netz lösen. Aus ihren Lösungen lassen sich Strukturen abstrahieren, die für eine Rückmeldung an die Studierenden zur Optimierung des Lernens verwendet werden. Eine statistische Auswertung der Aufgabenergebnisse dient ebenfalls diesem Zweck. Auch die Lehrenden können von der Technologie profitieren. So kann ihnen zurückgemeldet werden, welche studentischen Antworten sie sich anschauen sollten, um Probleme bei der Aufgabenbearbeitung oder -stellung zu identifizieren. Der Erfolg des Systems der Universität Duisburg-Essen liegt sowohl darin begründet, dass es dieses Feedback ermöglicht, als auch darin, dass es an verschiedene Fächer anknüpfen kann.

Neben dem Nutzen für verschiedene Disziplinen und neben Fragen des Datenschutzes stand vor allem die Gestaltung der digitalen Lernumgebungen im Mittelpunkt der Diskussion. Die Teilnehmerinnen und Teilnehmer brachten wichtige Überlegungen für eine gelungene Entwicklung ein. Die digitale Lernumgebung sollte nicht aufwendiger zu erarbeiten sein als der eigentlich zu lernende Stoff, sie sollte problemorientiertes Lernen ermöglichen und Kompetenzstufen abbilden können. Des Weiteren biete sich eine adaptive Aufgabenwelt an, die auf verschiedene Lerntypen und -stufen eingehen könne. Lernfortschritte visualisieren zu können wurde als weiterer hilfreicher Aspekt einer idealen Lernumgebung genannt. Aufwand und Nutzen – so das Fazit des Forums – müssten sich die Waage halten: Learning Analytics oder auch grundsätzlich E-Learning-Formate böten sich insbesondere bei Standardgrundkursen mit einer sehr hohen Teilnehmerzahl an.

Forum 7: Virtuelle Realitäten in der Lehre

Augmented und Virtual Reality in der Lehre
Dr. Valerie Varney & Nina Schiffeler, Rheinisch-Westfälische Technische Hochschule Aachen

Avatar-basiertes Lehren und Lernen in der Ingenieurausbildung
Prof. Dr.-Ing. Heribert Nacken, Rheinisch-Westfälische Technische Hochschule Aachen

Zusammenfassung: (Carolin Müller, HRK nexus)
Virtuelle Realitäten lassen sich in Virtual und Augmented Reality unterscheiden: Bei Virtual Reality (VR) taucht der Nutzer vollständig in die computergenerierte Realität ein und wird von seiner realen Umwelt abgeschottet; bei Augmented Reality (AR) besteht weiterhin die echte Realität in der Wahrnehmung des Nutzers, wird jedoch um virtuelle Elemente ergänzt. Im Forum fügten Frau Dr. Valerie Varney und Frau Nina Schiffeler von der RWTH Aachen dieser Unterscheidung noch eigene Forschungsergebnisse aus der Arbeit hinzu. In der Forschungsgruppe wurde in zwei Untersuchungen hinterfragt, wo in der Lehre welche Technologie eingesetzt werden kann. Für die Lehre empfiehlt sich daraus unter anderem der Einsatz von Tutorials und kleinen Schulungen zur Eingewöhnung der Studierenden an die Technik, da die Verwendung der Technologie nicht vorausgesetzt werden kann. Auch die Gestaltung des Interfaces der virtuellen Umgebung ist – so ein Ergebnis des Forums – besonders wichtig und hat Einfluss auf den erfolgversprechenden Nutzen. Besonders sollte ein niederschwelliger Zugang ermöglicht werden, um die Technologie weiter voranzubringen. Ebenfalls sollten mögliche Folgen, wie Übelkeit durch Irritationen der Sinnesorgane, sogenanntes simulated sickness berücksichtigt werden.

Herr Professor Heribert Nacken, ebenfalls von der RWTH Aachen, ergänzte in seinem Vortrag anschließend, dass die Generation, die aktuell an die Hochschulen kommt, medienaffin ist, aber nicht unbedingt medienkompetent. Dabei ist es eine Aufgabe von Hochschulen diese Kompetenz zu fördern. Erreicht wird dies nicht durch Lehrmethoden mit dem Motto „one size fits it all“, sondern durch Vielfalt und Individualität in den Lehrszenarien. Anhand von vier Szenarien zeigte Professor Nacken auf, wie virtuelle Realitäten in seiner Lehre eingesetzt werden. So nehmen Studierende beispielsweise in einem virtuellen Raum an einem Rollenspiel mit Avataren teil, bei dem sie lernen im Rahmen einer Bürgerbeteiligung mit Widerständen umzugehen. Die Teilnehmenden diskutieren über die Authentizität des Rollenspiels in der virtuellen Umgebung. Festhalten lässt sich dabei, dass Studierende, die an diesem Rollenspiel teilnehmen, das Setting als real wahrnehmen und sich authentisch verhalten.

Forum 8: Gamification in Studium und Lehre: aus Fächerperspektive

Bildungsrouten multimedial - Geographiestudierende erstelle eine themengebundene Schnitzeljagd mit der App Actionbound
Tanja Kaiser & Katharina Schnur, Technische Universität Kaiserslautern

Zusammenfassung: (Sebastian Becker, HRK nexus)
Die Nutzung von Spielelementen (auch bekannt unter dem Begriff „Gamification“) ist längst ein in der hochschulischen Lehre angewandtes Element der Wissens- und Kompetenzvermittlung. Die Variationsmöglichkeiten hinsichtlich der Ausgestaltung sind mannigfaltig, sowohl hinsichtlich der Dimension der Komplexität, der Tiefe der Wissensvermittlung oder der technischen Ausgestaltung. Ein Beispiel für eine Umsetzung eines Serious Game ist die Application Actionbound. Hier können Nutzer eine Art virtuelle Schnitzeljagd erstellen, bei der bestimmte Routen via GPS festgelegt und an bestimmten Koordinaten den Teilnehmern der Schnitzeljagd Aufgaben gestellt werden (Umfragen, Textfragen usw.) oder es werden bestimmte Informationen präsentiert. In ihrem Vortrag haben Frau Tanja Kaiser und Frau Katharina Schnur die Einsatzmöglichkeiten dieser App für Studierende aus den Lehramtsstudiengängen vorgestellt. Hier wird es den Studierenden ermöglicht, im Rahmen ihrer Abschlussarbeit ein interaktives Unterrichtskonzept für verschiedene Klassenstufen und Schulformen zu entwerfen. Ein präsentiertes Beispiel soll Anwendung finden für einen Unterstufenklasse, die im Zuge eines Zoo-Besuchs mit Hilfe der App die eigenständigen Orientierungskompetenzen schult, durch das Finden bestimmter Wegmarker. Ein anderes, sich an die gymnasiale Oberstufe richtendes Projekt, führt Schülerinnen und Schüler eines Geschichtskurs durch eine historische Stadtführung. An bestimmten, historisch relevanten Orten werden wichtige Informationen bereitgestellt und diese direkt abgefragt. Der Mehrwert für die Studierenden liegt bei diesen Projekten primär auf der eigenständigen Bearbeitung eines modernen und interaktiven Unterrichtskonzepts und auf der Entwicklung digitaler Kompetenzen durch die Auseinandersetzung mit digitalen Medien für die Unterrichtsgestaltung.

 

 

Forum 9: Digitale Kompetenzen in der Studiengangsgestaltung

Kompetenzen des didaktischen Designs digitaler Hocchschullehre
Dr. Konrad Faber & Katharina Schell, Virtueller Campus Rheinland-Pfalz (VCRP)

Potenziale der Einbindung von Videovignetten in digitale Lern-, Assessment- und Prüfungssysteme
apl. Prof. Dr. Christoph Thyssen, Technische Universität Kaiserslautern

Zusammenfassung: (Monika Haberer, Technische Universität Kaiserslautern)
Die zwei Vorträge im Forum „Digitale Kompetenzen in der Studienganggestaltung“ setzten sich mit der Frage auseinander, wie Kompetenzen für eine digitalisierte Lebens- und Arbeitswelt bei der Gestaltung eines Studiengangs berücksichtigt werden können.
Herr Prof. Thyssen von der Technischen Universität Kaiserslautern zeigte die Chancen der Einbindung von Video-Vignetten in digitale Lern-, Assessment- und Prüfungssysteme auf. Die Teilnehmenden im Forum diskutierten über das Verhältnis zwischen Aufwand und „Ertrag“ beim Einsatz dieses Tools. Festhalten lässt sich, dass aus dem Einsatz des Tools die Möglichkeit besteht, differenzierte Rückmeldungen zu einzelnen Teilen einer Lehrveranstaltung zu erhalten, sodass ein globales, summatives Feedback am Ende der Veranstaltung abgelöst werden kann.

Das Tool ist eines von mehreren Entwicklungen, die an der TU Kaiserslautern in einzelnen Lehrgebieten vorangetrieben wurden. Im besten Fall werden diese Innovationen auch für einen generellen Einsatz an der TU Kaiserslautern weiterentwickelt und zur Verfügung gestellt.

Für die erfolgreiche flächendeckende Einbindung dieser Tools in Lehr-Lernszenarien ist ein mediendidaktischer Support essentiell: Die Supporteinrichtung ist dabei sowohl Ansprechpartner für didaktische Beratungs- und technische Umsetzungsbedarfe und verfügt zusätzlich über einen Überblick der Tool-Landschaft sowohl an der Hochschule aber auch darüber hinaus.

Herr Faber und Frau Schell vom Virtuellen Campus Rheinland-Pfalz (VCRP) widmeten sich in ihrem Vortrag den Kompetenzen des didaktischen Designs in der Hochschullehre im digitalen Zeitalter. Dabei wurde diskutiert, ob Hochschulen den Fokus auf „digitale Kompetenzen“ und ihre Konzepte zur Umsetzung legen sollten, wenn gleichzeitig von Lehrenden wahrgenommen wird, dass Studierende vor allem Defizite in grundlegenden Kompetenzbereichen (wie bspw. Grundlagen der Mathematik) aufweisen. Die Referenten hoben dabei unter anderem die Bedeutung der Berücksichtigung der die Studierenden umgebenden Welt sowie den Zuwachs an didaktischen Optionen durch das Digitale hervor. Der Diskurs sollte sich daher nicht um ein Entweder-oder drehen, sondern die facettenreiche Vielzahl an Einwirkungsmöglichkeiten in der Lehre berücksichtigen.

Als langfristige Perspektive stellten die Referenten die These auf, dass das "Digitale" (in Begriffen, wie Digitale Kompetenzen) verschwinden bzw. zur Selbstverständlichkeit im Arbeiten, Lernen wird und somit eben auch im didaktischen Design.

Forum 10: Kompetenzen für die digitale Zukunft

Future Skills: Ansätze zur Vermittlung von Data Literacy in der Hochschulbildung
Dr. Jens Heidrich, Fraunhofer Institut für Experimentelles Software Engineering (IESE)

Future Skills - Schlüsselkompetenzen für die digitale Transformation
Matthias Bandtel, Hochschule Mannheim

Zusammenfassung: (Laila Scheuch, HRK nexus)
Das Forum „Kompetenzen für die digitale Zukunft“ kombinierte Theorie und Praxis, indem Dr. Jens Heidrich vom Fraunhofer Institut für Experimentelles Software Engineering die Ergebnisse der „Future Skills“-Studie des Hochschulforums Digitalisierung präsentierte und Matthias Bandtel das Programm modal der Mannheimer Hochschule zur Vermittlung von Data Literacy vorstellte.

Future Skills und Data Literacy sind nur zwei von vielen möglichen Begriffen, um digitale Kompetenzen zu beschreiben. Entsprechend fokussierte die Diskussion unter anderem auf die Terminologie: Eine gemeinsame Begrifflichkeit zu entwickeln wurde als Grundlage eines Verständigungsprozesses gesehen. Ziel dieses Prozesses ist es, sich unter Hochschulakteuren über die zentralen Kompetenzen, die Studierende im digitalen Zeitalter beherrschen sollten, auszutauschen. Wie diese Kompetenzen dann von welchen Lehrenden vermittelt werden können, stellte einen zweiten Gesprächsschwerpunkt dar. Von ‚exklusiven‘ zu ‚inklusiven‘ Ansätzen, das heißt von Programmen, die digitale Kompetenzen zusätzlich unterrichten, zu solchen, die versuchen, sie integriert in den üblichen Stoff zu lehren, wurde die Spannbreite und der Spielraum für Lehrende bei der Vermittlung von digitalen Kompetenzen deutlich.

Forum 11: Gelingensbedingungen für die Implementation von Learning Analytics an Hochschulen

Gelingensbedingungen für die Implementation von Learning Analytics an Hochschulen
Prof. Dr. Dirk Ifenthaler, Universität Mannheim

Zusammenfassung: (Carolin Müller, HRK nexus)
Die Entwicklung von Learning Analytics an deutschen Hochschulen ist unterschiedlich weit entwickelt: einige Hochschulen entwickeln bereits konkrete Anwendungen und manche beschäftigen sich (noch) nicht mit diesem Thema. Prof. Ifenthaler definierte Learning Analytics zunächst als die Sammlung und Aufbereitung von Daten zur Unterstützung der Lehrenden und Lernenden und hob hervor, dass die Implementation von Learning Analytics an Hochschulen eine komplexe Aufgabe ist. Es gibt viele Ebenen der Datenaufbereitung und verschiedene Zeitperspektiven, das heißt: Datenauswertungen können sowohl in nahezu Echtzeit oder bspw. auch nur zum Semesterende abgerufen werden. Zudem wirken viele Akteure hierbei zusammen – neben der Hochschulleitung, dem Rechenzentrum und den Studienbüros sind natürlich ebenfalls Lehrende und Studierende Mitgestalter in diesem Prozess miteingebunden. Folglich muss an Hochschulen ein Changemanagement-Prozess in die Wege geleitet werden, um die Bedarfe der Hochschule zu identifizieren und Learning Analytics erfolgreich im Sinne eines holistischen Ansatzes zu implementieren.

Die Teilnehmenden des Forums diskutierten u.a. darüber, wie die Auswertung der Daten genutzt werden könnte, um den Lernprozess der Studierenden zu unterstützen: die Selbstregulation des Lernprozesses steht der Adaptivität des Lernens durch Learning Analytics gegenüber. Um dieser Herausforderung zu begegnen und Lösungsansätze zu finden, sei ein Curriculumsdesigner erfolgversprechend, der die unterschiedlichen Settings für die jeweiligen Lernergebnisse im Lernmanagementsystem (LMS) gestalten könnte. Es wurde festgehalten, dass Lernfortschritte im Vergleich mit weiteren Gruppen im LMS sehr sensibel verwendet werden sollten, da diese neben Demotivation auch Resignation zum Lernen hervorrufen können. Ein Lösungsansatz könnte dabei im transparenten Diskurs über die Verwendung der Daten und die Unterstützungsmöglichkeiten liegen, sodass die Erhöhung der Akzeptanz erreicht wird.

Forum 12: Gamification in Studium und Lehre: überfachliche Perspektive

Co-Creative Learning Lab - an Integrative Digital Platform
Dr. Thomas Süße, Ruhr-Universität Bochum

Heute schon gespielt?
Dr. Sabine Hemsing, Virtueller Campus Rheinland-Pfalz (VCRP) &
Dr. Dorit Günther, Technische Universität Kaiserslautern

Zusammenfassung: (Peter Rienhardt, Technische Universität Kaiserslautern)

Forum 13: Digitalisierung in der Lehrerbildung

Classroom Response Systeme in Übungen
Sebastian Zangerle, Technische Universität Kaiserslautern

Technologiebasierte Erfassung professioneller Kompetenz von Lehrkräften an berufsbildenden Schulen
Jun.-Prof. Dr. Felix Walker & Pia Schäfer, Technische Universität Kaiserslautern

Zusammenfassung: (Prof. Dr. Jochen Kuhn, Technische Universität Kaiserslautern)

Forum 14: Digitale Lehr-/Lernszenarien

"Planen in Entwicklungsländern" als Inverted-Classroom-Veranstaltung der der TUK
Prof. Dr.-Ing. habil. Karina M. Pallagst & Lisa-Marie Schohl, Technische Universität Kaiserslautern

Digital in allen Studienlagen: Onlinegestützte Szenarien in verschiedenen Lehr-Lernkontexkten der TUK
Monika Haberer, Technische Universität Kaiserslautern

Zusammenfassung: (Kerstin Liesegang, Technische Universität Kaiserslautern)
In dem Diskussionsforum „Digitale Lehr-/Lernszenarien“ widmeten sich Frau Monika Haberer vom Distance and Independent Studies Center der Technischen Universität Kaiserslautern (TUK) und Prof. Dr.-Ing. Karina M. Pallagst gemeinsam mit Frau Lisa-Marie Schohl, ebenfalls von der TUK, der Frage, wie Lehr-/Lernszenarien online unterstützt werden können. Zuerst stellte Frau Haberer in ihrem Vortrag „Digital in allen Studienlagen“ onlinegestützte Lernszenarien und ihre Anwendung in drei verschiedenen Lehr-/Lernkontexten dar: 1. beim berufsbegleitenden Fernstudium, 2. bei offenen online-Kursen und 3. beim grenzüberschreitenden Studium.

Beim berufsbegleitenden Fernstudium stellt sich die Herausforderung der Aktualisierung der online zur Verfügung gestellten Materialien. Erfolgversprechend kann hierbei ein großes Netzwerk von Autoren und Referenten sein, die die Überarbeitung übernehmen und ggf. durch weitere Experten auf dem Gebiet unterstützt werden. Ebenfalls diskutierten die Teilnehmenden über den technischen Hintergrund hinsichtlich eines Plattformwechsels. Von großer Bedeutung für eine solche Planung sind das technische Know-how und ein starker Organisations- und Entscheidungsprozess. Bezüglich der offenen Online-Kurse wurde der Aufwand zum Erreichen des Kurszertifikats besprochen. An der TUK muss, wer das Zertifikat anstrebt, die Videoinhalte der verschiedenen Themenwochen durcharbeiten sowie die darin eingebetteten Videoquiz beantworten, wöchentliche Redaktionsaufgaben bearbeiten, eine kursumspannende Aufgabe erledigen und mit den anderen Kursteilnehmenden zu diesen Aufgaben diskutieren. Damit müssen alle Aufgaben vollständig bearbeitet werden, um das Zertifikat zu erhalten. Zuletzt wurde bezüglich des grenzüberschreitenden Studiums nachgefragt, ob an allen Orten der Universität der Großregion (UniGR) studiert werden muss. Dem ist jedoch nicht so, eher kann sukzessiv (im Semesterwechsel) an den verschiedenen Universitäten studiert werden. Die Studierenden müssen sich lediglich für einen Universitätsstandort als Hauptstandort entscheiden, sind dabei jedoch an allen Universitäten eingeschrieben. Die Studienprozesse werden insbesondere durch die verwendete Online-Plattform unterstützt.

Im zweiten Vortrag stellten Professorin Pallagst und Frau Schohl eine Inverted Classroom-Veranstaltung zur Lehrveranstaltung „Planen in Entwicklungsländern“ vor. Die Teilnehmenden diskutierten, neben der Übertragbarkeit des vorgestellten Konzepts auf andere Fächer, ebenfalls, ob das Konzept an allen Hochschularten und auch in Bachelor- und Master-Studium anwendbar sei. Aus Sicht der Referentinnen lässt sich die vorgestellte Lehrveranstaltung sicherlich auch im Master-Studium und an anderen Hochschulen einsetzen. Natürlich müssten die Dozierenden dann jedoch noch die Passung von Studienniveau, Studieninhalten und Lehr-/Lernformat sehr wohl abwägen. Die Inverted Classroom-Methode eignet sich insbesondere für die Umsetzung von Lehrveranstaltungsinhalten mit hohem Grundlagenanteil. Abschließend wurde hinterfragt, ob sich die Klausurergebnisse der Studierenden signifikant geändert haben. Dies lässt sich nicht bemerken, jedoch kann festgehalten werden, dass durch die Inverted Classroom-Veranstaltung die Studierenden stärker aktiviert wurden und ihre Zufriedenheit signifikant zugenommen hat.