Das Projekt nexus ist seit dem 30. April 2020 abgeschlossen. Alle Informationen und Texte entsprechen dem Stand zum Projektende und werden nicht weiter aktualisiert. Mit dem Themenbereich Anrechnung und Anerkennung befasst sich das aktuelle HRK-Projekt MODUS und für Studierende die Infoseite AN!.
Studierende sind Anfang 20, kinderlos und kommen aus einem   Akademikerhaushalt. Dieses Klischee entspricht längst nicht mehr der   Realität: Wer sich heute an den deutschen Universitäten und   Fachhochschulen umsieht, findet dort Studierende mit abgeschlossener   beruflicher Bildung, studierende Eltern sowie Menschen aus verschiedenen   Kulturen und gesellschaftlichen Schichten. In den kommenden Jahren wird  sich diese Vielfalt noch verstärken.
Damit eine  vielfältigere  Studierendenschaft auch zu einer Bereicherung für die  Hochschulen werden  kann, müssen einige Voraussetzungen erfüllt sein.Darüber waren sich  die rund 100 Teilnehmerinnen und Teilnehmer der vom  Projekt nexus der  Hochschulrektorenkonferenz (HRK) organisierten  Veranstaltung  „Studentische Vielfalt nutzen - Eine Herausforderung für  die  Hochschulen“ in Bonn einig.
„Die Herausforderungen sind   inhaltlicher und organisatorischer Art“, sagte HRK-Generalsekretär Dr.   Thomas Kathöfer: „Zum einen geht es darum, den Erfahrungshintergrund der   unterschiedlichen Gruppen durch geeignete Formate so in Lehre und   Didaktik einzubinden, dass eine diversitätsgerechte Weiterentwicklung   der Studienangebote erfolgen kann. Zum anderen muss die   Studienorganisation angepasst werden, zum Beispiel durch mehr   Teilzeitstudienmöglichkeiten, Kurse außerhalb der üblichen   Semesterzeiten und E-Learning-Formate.“ 
Eine Einschätzung, die   Dr. Günther Vedder von der  Universität Trier in seinem   Einführungsvortrag bestätigte. Dabei zeigte der kursorische Überblick,   dass das Diversitätsmanagement noch ein neues und entsprechend  offenes   Thema ist: Es gibt kein einheitliches Begriffsverständnis, zuständige   Stellen sind in der Hochschule an unterschiedlichsten Positionen   angesiedelt, die Ansatzpunkte verschiedener Diversity-Einzelmaßnahmen   und -Instrumente finden auf verschiedensten Ebenen statt. Die   Hochschulen sind mehr mit der Defizitanalyse beschäftigt und weniger   mit  zukunftsweisenden Strategie- und Profilkonzepten zur Integration   der Diversity in ein Hochschulgesamtkonzept.
Ein Phänomen, das   nicht auf Deutschland beschränkt ist. Grund genug, über den Tellerrand   zu blicken: In ihrem Beitrag stellten Annie Carroll, Equality and   Diversity Adviser, und Penny Ewards, Student Recruitment Manager an der   University of Brighton eindrucksvoll dar, wie staatlich gesteuerte   Programme in England im Bereich des Diversitätsmanagement großen   Einfluss auf das Handeln der Hochschulen nehmen und beachtliche Erfolge   fördern können.
In thematischen Foren beschäftigen sich die Tagungsteilnehmerinnen und -teilnehmer anhand von Praxisbeispielen mit der Identifikation von Zielgruppen und ihren Bedürfnissen (Forum A), der organisatorischen Umsetzung von Diversitätsmanagement (Forum B) sowie der Implementation des Diversitätsmanagements als hochschulweiter Strategie (Forum C).
Passgenaue Unterstützungsangebote nötig (Forum A)
  Dabei waren sich die Expertinnen und Experten einig, dass individuelle  Lösungsansätze —nötig seien, um auf die Heterogenität der  Studierendenschaft gezielter eingehen zu können. So müssten passgenaue Förder- und Beratungsangebote (z.B.  Mentoren- und  Coaching-Programme) bereitgestellt werden. Hierbei wurde angeregt, dass  solche Angebote auf das Studium anrechenbar sein und in enger  Kooperation mit den Schulen erfolgen sollten.
 
 Angebote für flexible Studiengestaltung (Forum B)
 Damit Studierende, die durch Beruf oder Familie zeitlich eingeschränkt  sind, ein Studium überhaupt aufnehmen und absolvieren können, muss eine  flexible Studiengestaltung zu unterschiedlichen Phasen möglich sein.  Dazu kommen verschiedene Maßnahmen und Instrumente (E-Learning,  Fernstudium, berufsbegleitend, etc.) in Frage.
 
 Diversitätsmanagement muss zum Hochschulkonzept passen (Forum C)
 So sehr Diversität als neues Trendthema in den Fokus rückt und als  Chance begrüßt wird, wurde die Notwendigkeit eines abgestimmten  Vorgehens gesehen: Es müsse berücksichtigt werden, dass  Diversitätsmanagement nicht pauschal von jeder Hochschule umgesetzt  werden könne. Vielmehr müsse darauf geachtet werden, dass die Konzeption  des Diversitätsmanagements mit dem Profil der Hochschule harmoniere.
 
Chancen betonen — Angebote kommunizieren —  Akteure vernetzen
Bei der Frage nach den zukünftigen Herausforderungen des  Diversitätsmanagements waren sich die Tagungsteilnehmerinnen und  -teilnehmer einig: Die Chancen in der „heterogenen Institution“  Hochschule sollten stärker betont werden. Eine vielfältige  Studierendenschaft stelle eine Bereicherung dar und fördere die  Sensibilisierung für gesellschaftliche Bezüge in Forschung und Lehre.  Bestehende Angebote müssten besser an Studierende kommuniziert werden.  Hierzu sollten die unterschiedlichen Akteure in diesem Feld besser  vernetzt werden, etwa durch Unterstützung „Runder Tische“ oder „  Expertenrunden“. Zunächst müssten allerdings die politisch-rechtlichen  Rahmenbedingungen geklärt werden, die ein wesentlicher Faktor des  Erfolges von Diversitätsmanagement an Hochschulen seien. Auch sollten  Diversitätsaspekte in der Lehramtsausbildung verankert werden.
 
 Studentische Tagungsteilnehmerinnen und -teilnehmer forderten eine  engere Zusammenarbeit zwischen Lehrenden und Studierenden bei der  Entwicklung von Strategien und Maßnahmen des Diversitätsmanagements.  Damit könne gezielter auf die Bedürfnisse der Studierendenschaft  eingegangen werden.
 
 Von der HRK wünschten sich die Tagungsteilnehmerinnen und -teilnehmer  verstärkt Empfehlungen und Arbeitshilfen zum Thema  Diversitätsmanagement. Eine Aufgabe, die das Projekt nexus in den  kommenden drei Jahren durch fachliche Impulse, Tagungen und  Handreichungen in seine Arbeit aufnehmen wird.
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