Das Projekt nexus ist seit dem 30. April 2020 abgeschlossen. Alle Informationen und Texte entsprechen dem Stand zum Projektende und werden nicht weiter aktualisiert. Mit dem Themenbereich Anrechnung und Anerkennung befasst sich das aktuelle HRK-Projekt MODUS und für Studierende die Infoseite AN!.

Fachhochschule Südwestfalen

Studium Flexibel

24. Juli 2017

Die meisten Studierenden in den so genannten MINT-Fächern schaffen ihr Studium nicht in der Regelstudienzeit. Sie benötigen mehr Zeit. Sei es, weil der Lebensunterhalt durch Jobs gesichert werden muss, Prüfungen nicht im ersten Anlauf geschafft werden oder weil aufgrund unterschiedlicher schulischer Vorbildungen mehr Zeit für die Aufarbeitung von Wissensdefiziten in bestimmten Fächern benötigt wird. Auch gesundheitliche Beeinträchtigungen können die Studienzeit verlängern. Gerade in den Ingenieur­wissenschaften brechen zahlreiche Studierende schon kurz nach Studienbeginn ihr Studium wieder ab.

Mit „Studium Flexibel“, einem Programm der Studienorganisation und Begleitung während der Studieneingangsphase, möchte die Fachhochschule Südwestfalen die Abbrecher- und Durchfallquoten sowie die durchschnittliche Studiendauer reduzieren und gleichzeitig das selbstverantwortliche Handeln der Studienanfänger fördern. „Damit holen wir die Studierenden dort ab, wo sie stehen“, ist sich Prorektorin Prof. Dr. Marie-Theres Roeckerath-Ries sicher, „wir fördern mit diesem Programm Studierende aus unterschiedlichen sozialen Milieus, nehmen Rücksicht auf die divergierenden Schul-, Ausbildungs- und Berufsbiografien und auch Studierende mit gesundheitlichen Beeinträchtigungen profitieren davon. Damit schaffen wir die Möglichkeit, in der durchschnittlichen Studiendauer erfolgreich zu studieren.“

Zwei Semester auf vier gestreckt
Mit Studium Flexibel werden die Studieninhalte der ersten beiden Semester auf vier Semester gesteckt. Dafür liegt für die teilnehmenden Bachelorstudiengänge jeweils ein verbindlicher gestreckter Studienverlaufsplan vor.

So besuchen die Teilnehmer des Programms in einem Semester etwa die Hälfte der regulären Vorlesungen und Übungen des jeweiligen Semesters. Darüber hinaus nehmen sie an Zusatzveranstaltungen zur Aufarbeitung von Defiziten teil, wobei diese je nach Studiengang etwa in Fächern wie Mathematik, Physik, Elektrotechnik und Programmierung von erfahrenen Lehrkräften durchgeführt werden. Zudem werden sie von einem Studierendencoach begleitet, der in verpflichtenden Gesprächen Unterstützung bei der Studienorganisation bietet und mit ihnen gemeinsam eine Lernstrategie erarbeitet.

Die Studierenden werden zu Studienbeginn über Studium Flexibel informiert und können sich bei auftretenden Problemen während der ersten Wochen im regulären Studium für eine Teilnahme entscheiden. Um die Teilnahme möglichst verbindlich zu gestalten, unterschreiben die Studierenden einen Teilnahmevertrag, der insbesondere die Beachtung des gestreckten Studienverlaufsplans sowie die verpflichtende Teilnahme an den Zusatzveranstaltungen und Gesprächen mit dem Studierendencoach vorsieht.

Nach dem erfolgreichen Durchlaufen dieser gestreckten Studieneingangsphase absolvieren die Studierenden das weitere Studium nach dem regulären Studienverlaufsplan ab dem dritten Fachsemester.

Bisherige Erfahrungen
Das Programm Studium Flexibel startete im WS 2012/13 an einem Fachbereich und wird mittlerweile an fast allen Fachbereichen der Fachhochschule Südwestfalen angeboten. Die Rückmeldungen und Evaluationsergebnisse der ersten Kohorten sind sehr positiv und vielversprechend und zeigen, dass die ursprüngliche Zielsetzung des Programms erfüllt wird. Die Studierenden haben nach eigener Aussage die für ein erfolgreiches Studium dringend notwendige Zeit für die Aufarbeitung von Wissenslücken und viele hätten das Studium ohne dieses Programm abgebrochen. Zudem zeigen die Evaluationsergebnisse, dass diejenigen, die die gestreckte Studieneingangsphase erfolgreich absolvieren, den Übergang in das reguläre Tempo als unproblematisch empfinden und davon überzeugt sind, dass sie das Studium erfolgreich abschließen. Die durch den Coachingprozess beabsichtigte „Hilfe zur Selbsthilfe“ gelingt somit.

Zwar kann auch das Studium Flexibel den Studienabbruch nicht generell verhindern, es ist jedoch zu beachten, dass es sich bei den Teilnehmenden überwiegend um verstärkt abbruchgefährdete Studierende handelt. Somit kann es als Erfolg angesehen werden, wenn von diesen weniger als die Hälfte das Studium abbricht. Die Evaluationsergebnisse zeigen zudem, dass die Studienabbrüche im Studium Flexibel sehr frühzeitig stattfinden, was für die Suche nach einer beruflichen Alternative sehr positiv zu bewerten ist. Da sich die Studierenden bereits im Coachingprozess befinden, kann mit ihnen diese Alternative umgehend erarbeitet werden, wodurch die Hochschule auch einer wichtigen gesellschaftlichen Verantwortung Studierenden gegenüber gerecht wird.

Weitere Informationen auf den Internetseiten der Hochschule.