Das Projekt nexus ist seit dem 30. April 2020 abgeschlossen. Alle Informationen und Texte entsprechen dem Stand zum Projektende und werden nicht weiter aktualisiert. Mit dem Themenbereich Anrechnung und Anerkennung befasst sich das aktuelle HRK-Projekt MODUS und für Studierende die Infoseite AN!.

Abstract: Evaluation der Lehre durch Reflexion des Lernens

Andrea Frank & Petra Weiß, Universität Bielefeld

Gemäß dem shift from teaching to learning existieren in der Hochschullehre mittlerweile viele studierendenzentrierte Ansätze, die das Lernen der Studierenden in den Vordergrund rücken. Lehrveranstaltungsevaluationen nehmen demgegenüber aber häufig immer noch eine lehrendenzentrierte Perspektive ein. Sie fragen nach der Zufriedenheit der Studierenden mit der Performanz der Lehrenden oder mit Lehrmaterialien und fokussieren damit in erster Linie auf den Input und das Verhalten der Lehrenden. Studierende werden so indirekt eher passiv als Konsumenten von Lehre adressiert.

Um die gemeinsame Verantwortung für die Lehr- und Lernprozesse in Lehrveranstaltungen zu befördern, bietet die Universität Bielefeld Lehrenden mit der Zwischenevaluation im Semester (Teaching Analysis Poll – TAP) und der Bielefelder Lernzielorientierten Evaluation (BiLOE) zwei Verfahren zur Lehrveranstaltungsevaluation an, die das Lernen der Studierenden ins Zentrum stellen:

Das TAP haben wir von unserer Kollegin Dorothe Bach (University of Virginia) übernommen. Es handelt sich um eine einfache Methode, um bereits im laufenden Semester Rückmeldung zu erhalten, wie Studierende eine Lehrveranstaltung wahrnehmen. Die Studierenden diskutieren dabei gemeinsam, was ihnen am meisten beim Lernen hilft, was schwierig ist und welche Verbesserungsvorschläge sie haben. Durch TAP erhalten nicht nur die Lehrenden eine Rückmeldung zu ihrer Lehrveranstaltung, auch Studierende werden angeregt, über das eigene Lernen nachzudenken.

Mit der BiLOE haben wir auf der Basis von Ansätzen zur integrierten Lehrveranstaltungsplanung – constructive alignment (Biggs & Tang, 2011) oder integrated course design (Fink, 2013)  ein neues Instrument zur Evaluation von Lehrveranstaltungen entwickelt. Im Zentrum stehen hier die Aktivitäten der Studierenden. Lehrende erhalten Rückmeldungen, welche Studienaktivitäten für das Erreichen verschiedener Lernziele von Studierenden als hilfreich empfunden wurden und können die Passung von Studienaktivitäten und Lernzielen gezielter überprüfen. Die BiLOE fördert die Reflexion über Lehren und Lernen auf Seiten der Lehrenden wie der Studierenden und macht deutlich, dass es in der Lehre keine „one size fits all – Lösung“ geben kann: Unterschiedliche Lernziele erfordern unterschiedliche Studienaktivitäten, aber diese werden nicht von allen Studierenden gleich hilfreich empfunden.

Im Forum werden die beiden Verfahren kurz vorgestellt. Es wird gezeigt, wie sie eingesetzt werden können und welche Erfahrungen wir damit bisher gesammelt haben. Die Teilnehmenden haben außerdem Gelegenheit, an einer eigenen lernzielorientierten Evaluation zu arbeiten und die Durchführung eines TAP (am Ende der gesamten Tagung) kennenzulernen. Außerdem werden mögliche Variationen, unterschiedliche Anwendungsfelder und aktuelle Weiterentwicklungen vorgestellt.

Literatur

  • Biggs, J. & Tang, C. (2011). Teaching for quality learning at university. What the student does (4th ed.). New York, NY: Open University Press/McGraw-Hill.
  • Fink, L. Dee (2013). Creating significant learning experiences, revised and updated. An integrated approach to designing college courses. San Francisco, CA: Jossey-Bass.
  • Frank, A.  & Kaduk, S. (2017). Lernen im Fokus von Lehrveranstaltungsevaluation. Teaching Analysis Poll (TAP) und Bielefelder Lernzielorientierte Evaluation (BiLOE). In W.-D. Webler & H. Jung-Paarmann, H. (Hrsg.), Zwischen Wissenschaftsforschung, Wissenschaftspropädeutik und Hochschulpolitik. Hochschuldidaktik als lebendige Werkstatt (S. 203-218). Bielefeld: Universitätsverlag Webler.

nexus-Tagung „Praxistaugliche Verfahren zur Evaluation von Lehre und Studium“ an der Technischen Universität Braunschweig , 29. September 2017  zurück