Das Projekt nexus ist seit dem 30. April 2020 abgeschlossen. Alle Informationen und Texte entsprechen dem Stand zum Projektende und werden nicht weiter aktualisiert. Mit dem Themenbereich Anrechnung und Anerkennung befasst sich das aktuelle HRK-Projekt MODUS und für Studierende die Infoseite AN!.

18. Februar 2020, München

Anerkennung und Anrechnung an Hochschulen

Bei der Regionaltagung des Projekts nexus am 18. Februar 2020 drehte sich an der Hochschule München alles um das Thema Anerkennung und Anrechnung. Während es bei der Anerkennung um das Berücksichtigen von Leistungen geht, die an einer Hochschule erworben wurden, geht es bei der Anrechnung um das Einbeziehen von Kompetenzen, die außerhalb der Hochschulen erworben wurden. Prof. Dr. Klaus Kreulich, Vizepräsident der Hochschule München, hob den besonderen Stellenwert der Anrechnung in seiner Eröffnungsrede hervor. „Anrechnung erleichtert den Übergang zwischen beruflicher und hochschulischer Bildung. Für unsere Gesellschaft und Wirtschaft ist es wichtig, dass Bildungsverläufe und berufliche Karieren nicht frühzeitig zementiert werden.“ Er wies darauf hin, dass gleichwertig nicht gleichartig bedeute. Die Übergänge zwischen beruflicher und hochschulischer Bildung müssten erleichtert werden, aber „die berechtigte Forderung nach Anrechnung darf nicht in der intransparenten Vermischung von allem und damit letztendlich zur Entwertung von etablierten Qualifikationen führen.“

Prof. Dr. Mechthild Dreyer von der Johannes Gutenberg-Universität Mainz stellte in ihrer Keynote die gesetzlichen und konzeptionellen Grundlagen von Anerkennung und Anrechnung vor. Besonders die zugrundeliegenden Konzepte, wie Kompetenz- und Lernergebnisorientierung, wurden als die zentralen Bezugspunkte der Anrechnungs- und Anerkennungsprozesse deutlich. In drei Workshops wurden anschließend mit den Teilnehmern einzelne Aspekte erfolgreicher Anerkennungs- und Anrechnungspraxis anhand von konkreten Fallbeispielen diskutiert. Dazu zählte die Organisation von Prozessen, die Prüfung von Anerkennungsanträgen anhand des wesentlichen Unterschieds sowie diejenige von Anrechnungsanträgen anhand des Kriteriums der Gleichwertigkeit. Im Praxisteil wurden beispielgebende Projekte vorgestellt:

Prof. Dr. Ulrich Schmitt von der Hochschule Aalen stellte einen Studiengang vor, der auf die Anrechnungspotentiale einer bestimmten Zielgruppe zugeschnitten wurde. Durch die konsequente Anrechnung von Leistungen aus der Techniker-Ausbildung können diese Studierenden verkürzt studieren und dabei in die Regelstudienmodule integriert werden. „Ziel ist es, dass bereits die Teilnehmer der Aufstiegsfortbildung wissen, welche Leistungen in welchem Umfang angerechnet werden würden. Mit solch einer klaren Perspektive soll ein anschließendes Studium attraktiver werden.“,  brachte Professor Schmitt in seiner Präsentation den Beweggrund für das pauschale Anrechnungsmodell „MekA - Mechatronik kompakt durch Anrechnung“ auf den Punkt. Der Ritterschlag sei für ihn gewesen, als ein anderer Studiengang der Hochschule das Modell übernahm.

Wie sehr eine Handreichung zu Anrechnung und Anerkennung eine ganze Hochschule durchdringen kann, stellte Dr. Karolina Engenhorst in ihrem Vortrag heraus. Wichtigstes Element bei der Erstellung der „Handreichung Anrechnung“ der Hochschule München war die Konsultation der Beteiligten. Damit wurde der Dialog an der gesamten Hochschule befördert, ein Bewusstsein für die Problematik geschaffen und Information in die Breite gestreut. Außerdem hob sie hervor, wie wichtig es abseits aller verwaltungstechnischen Aspekte sei, dass sich Studierende, die aus anderen Bildungszusammenhängen an die Hochschulen kommen, anerkannt fühlen.

Wie man sich trotz enger Vorgaben der staatlichen Ausbildungsordnung für Lehrer Spielräume für internationale Mobilität erarbeiten kann, zeigte Dr. Stefan Fuchs von der Universität Passau. Er erläuterte, wie die Universität Passau die Internationalisierung in der Lehrerbildung vorantreibt und stellte u.a. Möglichkeiten für Auslandspraktika in Schulen vor, die in Passau zu einer Verdreifachung der Mobilitätsrate geführt haben.

Beispiele für Anerkennungs- und Anrechnungsordnungen, -satzungen, -leitfäden etc., beispielsweise von der Hochschule Niederrhein, der Johannes Gutenberg-Universität Mainz, der Hochschule für Technik, Wirtschaft und Kultur Leipzig oder der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg, können Sie in der good practice-Datenbank unter der Auswahl „Anerkennung“ finden: https://www.hrk-nexus.de/material/gute-beispiele-und-konzepte-good-practice/.

Einen Radiobeitrag bei „Campus & Karriere“ des Deutschlandfunk können sie hier anhören.



Vortragsfolien

Impuls
Anerkennung und Anrechnung an Hochschulen: Gemeinsamkeiten und Unterschiede
Prof. Dr. Mechthild Dreyer, Johannes Gutenberg-Universität


Parallele Workshops

Workshop 2: Anerkennung - der wesentliche Unterschied
Prof. Dr.-Ing. Klaus Peter Kratzer, Technische Hochschule Ulm

Workshop 3: Anrechnung - die Gleichwertigkeit
Dr. Manuela Koch-Rogge, Hochschule Harz


Impulse aus der Hochschulpraxis

Pauschale Anrechnung im Studiengang Mechatronik
Prof. Dr.-Ing. Ulrich Schmitt, Hochschule Aalen

Die "Handreichung Anrechnung" - Entstehung, Nutzung und Beispiele
Dr. Karolina Engenhorst, Hochschule für angewandte Wissenschaften München

Anerkennung von Auslandspraktika im Lehramtsstudium
Dr. Hans-Stefan Fuchs, Universität Passau