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Projekt nexus - Übergänge gestalten, Studienerfolg verbessern der Hochschulrektorenkonferenz

nexus Newsletter 1/2020 - Das Studium zwischen Wissenschaftlichkeit, Fachlichkeit und Beruflichkeit

Editorial

→  Das Studium zwischen Wissenschaftlichkeit, Fachlichkeit und Beruflichkeit

Kommentar

→  Das Spannungsverhältnis zwischen Wissenschaftlichkeit, Fachlichkeit und Beruflichkeit am Beispiel der Medizin und der Gesundheitsberufe

Interview

→  Gespräch mit Dr. Jonas Lilienthal über „Forschendes Lernen“

Aktuelles

→  Medical professionalism it's a tangible concept

Neuerscheinungen

→  Weiterentwicklung des Studiengangsmonitorings in Hochschulnetzwerken
→  Handbuch Anerkennung an europäischen Hochschulen: Praktische Leitlinien für eine faire und flexible Anerkennung von ausländischen Abschlüssen und Auslandsstudienzeiten
→  Interprofessionelles Lernen, Lehren und Arbeiten

Good Practice

→  Kompetenzentwicklung für mehr Studienerfolg

Werkstatt

→  Anerkennung von Leistungen für zwei Bachelor-Abschlüsse

Rückschau

→  nexus-Wintertagung der Runden Tische in Berlin
→  Erfahrungsaustausch „Runder Tisch Wirtschaftswissenschaften“, Goethe-Uni Frankfurt/Main

Termine

→  nexus-Tagungen
→  Veranstaltungen rund um Studium und Lehre
→  Kontakt

Editorial


Tilman Dörr, Leiter des Projekts nexus, Foto: nexus

Das Studium zwischen Wissenschaftlichkeit, Fachlichkeit und Beruflichkeit

Liebe Leserin, lieber Leser,

das Spannungsfeld von Wissenschaftlichkeit, Fachlichkeit und Beruflichkeit im Studium ist Gegenstand aktueller Debatten. Besonders in den Studiengängen des Gesundheitsbereiches wird diskutiert, wie sich angesichts hoher Praxisanteile das Verhältnis von Wissenschaftlichkeit, Wissenserwerb und professioneller Befähigung angemessen umsetzen lässt. Es stellt sich zudem die Frage, wie es gelingen kann, die im Studium erworbene Wissenschaftlichkeit in die spätere berufliche Praxis zu überführen und dort nutzbar zu machen.

Lesen Sie zum Thema des Newsletters den Kommentar von Prof. Dr. Ursula Walkenhorst, Erziehungs- und Gesundheitswissenschaftlerin am Institut für Gesundheitsforschung und Bildung der Universität Osnabrück.

In einem Gespräch mit Dr. Jonas Lilienthal, der als hochschuldidaktischer Berater im Wandelwerk, Zentrum für Qualitätsentwicklung, an der FH Münster tätig ist, setzen wir uns mit dem "Forschenden Lernen" auseinander und der Frage, welche Rolle Studierende und Lehrende hierbei einnehmen.

Aus internationaler Perspektive beobachtet der Gesundheitsexperte Dr. Nadeem Moghal die Versuche, in Großbritannien ein Konzept der ärztlichen Professionalität in das Medizinstudium zu integrieren.

Außerdem möchte ich Sie auf eine neue Ausgabe unserer "nexus-Impulse für die Praxis" hinweisen: Die Ausgabe Nr. 20 mit dem Titel "Weiterentwicklung des Studiengangsmonitorings in Hochschulnetzwerken" befasst sich mit den Potenzialen, Herausforderungen und Erfahrungen des Monitorings.

Auch in diesem Newsletter finden Sie eine Rückschau auf zurückliegende Tagungen und einen Vorausblick auf anstehende Termine. Wir laden Sie ein, sich bei den nächsten - und letzten - Tagungen des Projekts nexus noch einmal auszutauschen über Anerkennung und Anrechnung an Hochschulen sowie über Wissenschaftlichkeit, Fachlichkeit und Beruflichkeit in den Studiengängen der Gesundheitsfachberufe und der Medizin. Auf der Abschlusstagung von nexus am 17. und 18. März 2020 in Lüneburg wird es dann um die Zukunftsfähigkeit des klassischen (Fach-)Studiums gehen. Ich wünsche Ihnen eine interessante Lektüre!

Ihr Tilman Dörr, Leiter des Projekts nexus

Kommentar


Prof. Dr. Ursula Walkenhorst ist Erziehungs- und Gesundheitswissenschaftlerin, Fachgebiet „Didaktik der Humandienstleistungsberufe“ am Institut für Gesundheitsforschung und Bildung der Universität Osnabrück.

Das Spannungsverhältnis zwischen Wissenschaftlichkeit, Fachlichkeit und Beruflichkeit am Beispiel der Medizin und der Gesundheitsberufe

Hochschulen, die einerseits Orte der Wissensgenerierung und Systematisierung von Wissens-beständen darstellen, sind anderseits gleichfalls Orte, die eine Vorbereitung von Berufstätigkeit bilden. Beide Anteile tragen zur Weiterentwicklung der Disziplinen und damit zur Ausprägung einer entsprechenden Fachlichkeit bei. Dabei werden aus einer disziplinspezifischen Perspektive zuweilen Fragen formuliert, die sich zwischen Wissenschaftlichkeit und Beruflichkeit bewegen. Dieses Spannungsverhältnis aufzulösen bzw. dem adäquat zu begegnen, bedarf einer kontinuierlichen Berücksichtigung im Kontext der Entwicklung der Studiengänge und stellt sich in den verschiedenen Disziplinen und Fächern unterschiedlich dar. Die Verschiedenheit resultiert u.a. aus der Tradition der Disziplinen und Studiengänge, der formalen Vorgaben durch externe Ordnungen etc. sowie durch unterschiedlich hohe Praxisanteile in den Studiengängen.

Die Studiengänge im Gesundheitsbereich stellen dafür ein aktuelles Beispiel dar. So erfordern die Akademisierung in den Gesundheitsfachberufen sowie die Reformen in den Studiengängen der Medizin eine konkrete Relationierung zwischen den Anforderungen an Wissenschaftlichkeit, Beruflichkeit und Fachlichkeit in den Studiengängen. Diese Anforderung stellt sich in Zeiten der Bologna-Reform zwar in vielen Studiengängen, aber insbesondere in solchen mit einem hohen Praxisanteil und konkreten Handlungsfeldern in der späteren Berufstätigkeit. Darüber hinaus bestimmen Ordnungen und Berufsgesetze die Struktur der Studiengänge im Gesundheitsbereich in hohem Maße, sodass sich insbesondere die Frage nach einer angemessenen Umsetzung des hochschulischen Anspruches an die Wissenschaftlichkeit ergibt. Während die Medizin hier einerseits auf eine lange Tradition in dem Aufbau ihrer Disziplin zurückblicken kann, stellen sich anderseits neue Fragen zur Integration einer stärkeren Wissenschafts- und Forschungsorientierung in den Studiengängen. In den anderen Gesundheitsberufen ergibt sich durch die neue hochschulische Verortung die Anforderung, die Disziplinen als Grundlage der Fachlichkeit zunächst aufzubauen und die Praxis zu einem Ort wissenschaftlicher Betrachtung zu machen.

Um bei der Konstruktion und Durchführung von Studiengängen mit dem Spannungsverhältnis zwischen Wissenschaftlichkeit, Berufllichkeit und Fachlichkeit konstruktiv umzugehen, müssen konkrete Fragestellungen beantwortet werden und bedürfen einer entsprechenden Hochschulforschung. So geht u.a. mit der Studieneingangsphase die Frage einher, welche Motive die Studierenden leiten, ein Studium aufzunehmen: Wollen sich Studierende mit wissenschaftlichen Erkenntnissen auseinandersetzen und später an deren Erarbeitung mitwirken, oder gibt es für die angestrebte spätere berufliche Tätigkeit bloß keinen alternativen Zugangsweg? Aus einer hochschuldidaktischen Perspektive stellen sich für die Qualifikationsphase u.a. die Fragen: Wie lassen sich Wissenschaftlichkeit und wissenschaftliche Kompetenz in Prüfungen abbilden - eventuell auch in staatlich kontrollierten Prüfungen für reglementierte Berufe? Kann Wissenschaftlichkeit aus einer kompetenzorientierten Perspektive geprüft werden? Wie müsste ein gelingendes "Constructive Alignment" dazu aussehen? Welche innovativen Prüfungsformate tragen zu einer wissenschaftlichen Bearbeitung berufsbezogener Fragestellungen bei? Für den Übergang in die Berufspraxis stellen sich u.a. die Fragen: Wie kann es schließlich gelingen, die im Studium erworbene Wissenschaftlichkeit in die spätere berufliche Praxis zu überführen und dort nutzbar zu machen? Welche Strategien sind hierfür im hochschulischen Kontext geeignet, welche Effekte wären zu erwarten und welche Chancen könnten sich für die Praxis und Weiterentwicklung der Berufe u.a. im Gesundheitssektor ergeben?

Diese Diskussionen stellen umfassende Programme für die curricularen Überlegungen der Studiengänge dar. In der differenzierten Betrachtung der Triade des Spannungsverhältnisses zwischen Wissenschaftlichkeit, Fachlichkeit und Beruflichkeit ergeben sich jedoch innovative Impulse für Forschung, Lehre und Praxis.

Interview


Dr. Jonas Lilienthal arbeitet als hochschuldidaktischer Berater im Wandelwerk, Zentrum für Qualitätsentwicklung an der FH Münster.

Gespräch mit Dr. Jonas Lilienthal über „Forschendes Lernen“

Was ist das Besondere am "Forschenden Lernen" und welche Rollen nehmen Studierende und Lehrende beim Forschenden Lernen ein?
Eine Kerneigenschaft des Forschenden Lernens ist die Offenheit dafür, Neues zu entdecken. Studierende handeln in komplexen Situationen, für die es keine rezeptartige Lösung gibt. Für Lehrende bedeutet dies, sich mit den Studierenden auf einen Prozess einzulassen, den sie selbst noch nicht ganz absehen können. Die Studierenden hingegen benötigen Ermutigung in der für sie ungewohnten Lehr-Lern-Situation. Die Lehrenden können ihnen bei der Ausgestaltung ihrer Projekte als erfahrene Experten zur Seite stehen und ihnen die oft heuristischen und auf langjähriger Expertise beruhenden Entscheidungskriterien an diesem Beispiel näherbringen.

Wie können die Studierenden durch den Prozess geleitet werden?
Die Kunst besteht darin, dennoch die Autonomie der Studierenden zu wahren. Zum Beispiel durch das Aufzeigen unterschiedlicher Wege und orientierender Wegmarken, aber nicht durch das Vorgeben von Ziel oder Weg. Diese Balance zwischen Autonomie und Überforderung ist in den Schritten des Forschungsprozesses immer wieder neu zu finden: Wie kommt es zu einer Forschungsfrage? Wie viel Spielräume werden bei der Gestaltung des Forschungsdesigns eröffnet? Welche Einschränkungen bestehen bei der Erhebung der Daten? Welche Erwartungen werden an die Dokumentation und Verwertung der Ergebnisse gestellt?

Welche Herausforderungen stellen sich den Studierenden im Prozess des Forschenden Lernens und wie kann man damit umgehen?
Auch bei guter Begleitung wird dieser Prozess von den Studierenden meist als Verunsicherung erlebt und im konstruktiven Umgang damit besteht ein wichtiges Lernpotenzial. Hier kann die bewusste Gestaltung der sozialen Einbindung hilfreich sein. Studentische Arbeitsgruppen können sich nicht nur in kognitiver, sondern auch in emotionaler Hinsicht bei der Bewältigung von komplexen Herausforderungen unterstützen und ergänzen. Auch den Kontakt zum Praxisfeld und zur wissenschaftlichen Gemeinschaft herzustellen, hilft dabei, einen Zugang zur Forschung zu finden und Freude daran zu entwickeln. Zudem werden für viele Studierende Wissenschaft und ihre Gütekriterien wie Intersubjektivität erst im Austausch mit anderen über ihr Projekt erfahrbar und verständlich.

Wie kann eine forschende Haltung der Studierenden gefördert werden?
Das tastende Suchen im Forschungsprozess wird durch Impulse zur Reflexion ergänzt und abgerundet. Dies können die Präsentation und Diskussion erster Meilensteine oder des Endergebnisses in der Lehr-Lern-Gruppe oder der Kontakt zu Vertretern des Forschungsfelds oder der wissenschaftlichen Gemeinschaft sein. Es kann auch eine abschließende kritische Reflexion des Prozesses sein. Wichtig ist dabei zu beachten, dass nicht alle Studierenden Reflexion bereits als Wert an sich verinnerlicht haben. Viele benötigen die Möglichkeit, die gewonnenen Erkenntnisse umzusetzen - sei es in einem nächsten Schritt im Forschungsprozess oder in einer zweiten Iteration des gesamten Prozesses - um sich ernsthaft auf eine Reflexion einzulassen.

Inwiefern kann das Prozesshafte des Forschenden Lernens Studierende dazu befähigen, im Beruf erfolgreich zu handeln?
In der Hochschule kann ein professioneller Umgang mit komplexen und nicht vorhersehbaren Situationen an Forschungsprojekten eingeübt werden, weil die Lehrenden und die Institution hier ihre besondere Expertise besitzen. Die Annahme, dass sie dadurch zum Handeln in vergleichbaren beruflichen Situationen befähigt werden, ist plausibel und entspricht auch vielen Erfahrungen Lehrenden und Lernender. Sie wurde meiner Kenntnis nach aber noch nicht empirisch überprüft.

Aktuelles


Dr. Nadeem Moghal, Gesundheitsexperte aus London.

Medical professionalism it's a tangible concept

Dr. Nadeem Moghal, Gesundheitsexperte aus London, sieht im Klinikalltag, wie sich die Debatte um das Konzept von Wissenschaftlichkeit, Fachlichkeit und Beruflichkeit hin zu einer gelebten ärztlichen Professionalität weiterentwickelt. Dieses professionelle Selbstverständnis müsste jedoch bereits im Medizinstudium und später in der ärztlichen Weiterbildung qualitätsgesichert vermittelt und eingeübt werden. Dabei kann - so sein Appell - eine datengestützte Selbstreflexion ein praktisches Instrument für den (Klinik-)Arzt sein, die eigene professionelle Handlungskompetenz selbstkritisch auf den Prüfstand zu stellen.

The UK medical profession has seen radical regulatory changes driven by failures and scandals rooted in weaknesses of the human condition and professionalism. Medical schools are now exploring how to teach and embed the concept of medical professionalism. The literature describes it as undefinable, cannot be measured or taught; inherent in the character of the professional; a concept of humanism and caring.

The NHS and Royal Colleges periodically generate largely unusable reports. There is however a data rooted model that takes medical professionalism from concept to practical tool; making it definable, measurable, teachable. Medical professionalism should be core curriculum in medical schools through to post graduate training, and career long continued professional development. It serves to strengthen the profession, providing meaningful assurance to the patient and population.

The impact of history, culture and the social contract within nations through political and social discourse raises the idea of comparative medical professionalism and a way to better understand and learn from different healthcare systems.

Neuerscheinungen


Weiterentwicklung des Studiengangsmonitorings in Hochschulnetzwerken

Monitoringverfahren als Instrumente der Qualitätsentwicklung im Bereich Studium und Lehre sind seit einigen Jahren Gegenstand von Expertentagungen und Beiträgen in Fachzeitschriften. Beim nexus-Expertentreffen im Juni 2018 an der Universität Bremen wurde der Fokus auf den Aufbau von Monitoringsystemen in Hochschulnetzwerken gelegt. Ziel war es, Mitgliedern von Hochschulnetzwerken unter anderem in Österreich und Deutschland die Gelegenheit zu geben, sich über erste Erfahrungen und Herausforderungen in der Netzwerkbildung, in Transfer- und Kooperationsfragen sowie in der Integration des Studiengangsmonitorings in hochschulische Prozesse auszutauschen. Anknüpfend an die Ergebnisse der Expertentagung und die Erfahrungen der Mitglieder der dort vertretenen Netzwerke geht der Autor Christian Weßels in der Ausgabe Nr. 20 der "nexus-Impulse für die Praxis" der Frage nach, welchen Beitrag Hochschulnetzwerke mit Blick auf die Weiterentwicklung des Studiengangsmonitorings und dessen Verwendbarkeit im Bereich Qualitätsentwicklung leisten können. Ausgehend von theoretischen Überlegungen zum Mehrwert einer Kooperation werden erste Projekte vorgestellt. Dabei steht das Vorhaben des Verbunds Norddeutscher Universitäten zum Aufbau eines gemeinsamen Studiengangsmonitorings im Vordergrund. Der Autor möchte Anregungen geben, wie dies gelingen kann, ohne hochschulspezifische Einzellösungen zu fördern.

Handbuch Anerkennung an europäischen Hochschulen: Praktische Leitlinien für eine faire und flexible Anerkennung von ausländischen Abschlüssen und Auslandsstudienzeiten

Das Handbuch ist die deutsche Übersetzung der 2. Auflage des "European Recognition Manual for Higher Education Institutions", das im Rahmen eines internationalen Projekts erarbeitet und von der niederländischen ENIC-NARIC EP-Nuffic herausgegeben wurde. Es hat in Europa einen sehr hohen Bekanntheitsgrad und wird aufgrund seines Informationsgehalts und der praktischen Herangehensweise sehr geschätzt. Um die Arbeit mit dem Handbuch für deutsche Nutzer zu erleichtern und zur weiteren Verbreitung der beschriebenen Standards beizutragen, wurde im Rahmen des Projekts nexus die Übersetzung angefertigt, die jetzt über die nexus-Homepage bestellt werden kann:
www.hrk-nexus.de/material/publikationen/

Hochschulrektorenkonferenz - Projekt nexus (Hrsg.): Handbuch Anerkennung an europäischen Hochschulen. Praktische Leitlinien für eine faire und flexible Anerkennung von ausländischen Abschlüssen und Auslandsstudienzeiten, Berlin/Bonn 2020

Interprofessionelles Lernen, Lehren und Arbeiten

Der Sammelband ist das Ergebnis eines intensiven deutsch-kanadischen Austausches der beiden Mitherausgeber, dem Gesundheitswissenschaftler Prof. Dr. Michael Ewers von der Berliner Charité und der Soziologin Prof. Elise Paradis von der Universität von Toronto. Zusammen mit der Physiotherapeutin und Gesundheitswissenschaftlerin Doreen Herinek, die als Doktorandin an der Charité arbeitet, verdichtete sich der Gedanken- und Erfahrungsaustausch zu einem Buch über das interprofessionelle Lernen, Lehren und Arbeiten in den drei deutschsprachigen sog. DACH-Ländern. Gerade weil die Debatte zur Interprofessionalität vom englischsprachigen Raum dominiert wird, betritt dieses Buch Neuland. Denn vor dem Hintergrund der internationalen Erfahrungen werden hier erstmals auch für die deutschsprachigen Länder ausgewählte Aspekte der interprofessionellen Bildungsarbeit, der kooperativen Praxis sowie der darauf ausgerichteten Forschung aufgearbeitet und kommentiert. Zwar gibt es bereits viele einschlägige englisch-sprachige Monographien und Sammelwerke mit unterschiedlichen Schwerpunktsetzungen, aber ein Buch, das die Besonderheiten der Entwicklungen in Deutschland, Österreich und der Schweiz (DACH) erörtert, fehlte bisher. Die 18 Beiträge bieten Orientierung und regen zu einer kritisch-reflektierenden Auseinandersetzung mit der Entwicklung zu mehr Interprofessionalität in den deutschsprachigen Gesundheitsberufen an.

M. Ewers, E. Paradis und D. Herinek (Hrsg.): Interprofessionelles Lernen, Lehren und Arbeiten. Gesundheits- und Sozialprofessionen auf dem Weg zu kooperativer Praxis, Weinheim: Beltz 2019

Einen Beitrag der Autoren zum Thema "Interprofessionelles Lernen und Lehren" finden Sie auch auf unserem nexus Blog unter:
www.hrk-nexus.de/aktuelles/blog/interprofessionelles-lernen-und-lehren/

Good Practice


Kompetenzentwicklung für mehr Studienerfolg

Kompetenzorientierung und individuelle Kompetenzentwicklung stehen im Fokus des Projekts BEST-FIT (Maßnahmen zur Erhöhung der BESTehensquoten und Kompetenzentwicklung (insbesondere PraxisFITness)) der Hochschule für angewandte Wissenschaften Würzburg-Schweinfurt. Mit Hilfe von Studienerfolgs- und Kompetenzforschung sollen Determinanten und Kennzahlen ermittelt werden, die einen Studienerfolg beeinflussen und die Auswirkungen auf die Entwicklung des Fachinteresses und der Kompetenzeinschätzung und -entwicklung erkennen lassen.
Grundlage hierfür sind eine integrierte Datenbasis und die Bereitstellung eines Analysewerkzeugs zur Verfolgung individueller und kollektiver Studien- und Kompetenzverläufe. Angestrebt wird die Überführung des entwickelten Studienerfolgs- und Kompetenzmonitoring-Systems in den Produktivbetrieb und die Integration in die Systemlandschaft der Hochschule. Dieses Studienmodell, das theoretisches und praktisches Lernen verbindet und Studierenden differenzierte und individualisierte Lernzugänge ermöglicht und dabei die Entwicklung unternehmerischer Kompetenzen unterstützt, soll einen Beitrag zur Verbesserung der der Lehre leisten. (mehr)

Noch mehr gute Praxisbeispiele zu weiteren Themen rund um Studium und Lehre finden Sie in der Good-Practice-Datenbank von nexus.

Werkstatt


Foto: nexus

Anerkennung von Leistungen für zwei Bachelor-Abschlüsse

Frage an nexus:
Unser Institut bietet einen BA mit 180 CP an, der ein inhaltlich frei wählbares Wahlmodul von 60 CP enthält. Zugleich besteht die Möglichkeit, sich parallel in einen anderen BA einzuschreiben, der auch ein Wahlmodul mit 60 CP enthält, ebenfalls frei wählbar. Nun gibt es Studierende, die beide Programme belegen, sich das Wahlmodul aus dem jeweils anderen Programm anerkennen lassen und damit zwei BA-Abschlüsse bekommen, jedoch real nicht 360 CP erbringen. Ist das zulässig?

Antwort von nexus:
Wenn Studierende für zwei voneinander unabhängige Programme eingeschrieben sind, können Sie sich im jeweils anderen Studiengang Leistungen anerkennen lassen. Der Kern der Anerkennung liegt darin, dass man mit einer bereits erbrachten Leistung eine andere eigentlich noch zu erbringende ersetzt. Wenn es sich um Wahl(pflicht)module innerhalb eines Programmes handeln würde, sähe es allerdings anders aus, da es im Kern von Wahl(pflicht)modulen liegt, eine zusätzliche Leistung zu erbringen bzw. Kompetenz zu erwerben. Dort könnte die Anerkennung unserer Einschätzung nach verweigert werden. Wenn aber das gleichzeitige Studium in zwei Studiengängen möglich ist und die Studiengänge offen konzipiert sind, muss man akzeptieren, dass sich Studierende Leistungen anerkennen lassen - egal woher. Damit sind schließlich auch viele Vorteile verbunden, z. B. dass sich Studierende ihr eigenes Portfolio zusammenstellen oder Möglichkeiten des Auslandsstudiums nutzen können.

Rückschau


Foto: nexus

nexus-Wintertagung der Runden Tische in Berlin

Bei der Wintertagung des Projekt nexus im Dezember 2019 tauschten sich in Berlin zum letzten Mal rund 50 Experten an den Runden Tischen Medizin & Gesundheitswissenschaften, Ingenieurwissenschaften, Wirtschaftswissenschaften und Anerkennung aus. HRK-Präsident Prof. Dr. Peter-André Alt würdigte die Arbeit der Expertenrunden als "think tanks" des Projekts nexus. In der Abschlussdiskussion wurde die gewachsene Wertschätzung der Lehre und die Entwicklung zu mehr Kompetenzorientierung und Interdisziplinarität hervorgehoben. Trotz großer Fortschritte bleibt nach Ansicht der Teilnehmer vor allem die Umsetzung der Kompetenzorientierung eine Entwicklungsaufgabe in den Hochschulen. Die Studieneingangsphase müsse zudem noch stärker als bisher auf die unterschiedlichen Voraussetzungen der Studierenden eingehen, um wirkungsvoller als bisher Studienabbrüche bzw. Studienwechsel zu reduzieren. Mit Blick auf die zukünftigen Herausforderungen waren sich die Experten und HRK-Präsident Alt einig: Die qualitative Gestaltung der hochschulischen Lehre hänge wesentlich auch von den rechtlichen Rahmenbedingungen ab. So behindern seit Langem Lehrverpflichtungs- und Kapazitätsverordnungen die Hochschulen bei der Sicherung und Weiterentwicklung der Lehrqualität in eigener Verantwortung. Dennoch gelinge es immer mehr Hochschulen beispielsweise in Berufungsverfahren, individuelle Lehrproben als Nachweis für die tatsächlich hohe Qualifikation ihrer zukünftigen Lehrenden verbindlich vorzusehen. (mehr)

Foto: nexus

Erfahrungsaustausch „Runder Tisch Wirtschaftswissenschaften“, Goethe-Uni Frankfurt/Main

Die Fachidentifikation sowie die intrinsische Motivation der Studierenden gelten als zwei der wichtigsten Voraussetzungen für den Studienerfolg. Insbesondere bei einer fehlenden Identifikation mit dem Studienfach besteht ein erhöhtes Risiko für einen vorzeitigen Studienabbruch. Die praxisnahe Erschließung der Lehrinhalte könnte sich jedoch positiv auf die Motivation der Studierenden auswirken. Beim Erfahrungsaustausch des Runden Tisches Wirtschaftswissenschaften im Oktober 2019 an der Goethe-Universität Frankfurt am Main standen in diesem Zusammenhang zwei Themenfelder im Fokus: Der Erwerb von digitalen Kompetenzen und der handlungssichere Umgang mit den Methoden wissenschaftlichen Arbeitens.

Hier wurde mit good practice-Beispielen aus Hochschulen verdeutlicht, mit welchen Lehr- und Lernformaten diese (Methoden-) Kompetenzen in Studium und Lehre implementiert werden können. Thematisiert wurde darüber hinaus der hochschuldidaktisch-theoretische Überbau und inwiefern er als Grundlage für die Konzeption von Lehrveranstaltungen auch die Grundlage für das Feld des Forschenden Lernens bildet. Zudem gingen die Teilnehmer der Frage nach, welche Voraussetzungen an Hochschulen gegeben sein müssen, damit eine erfolgreiche Umsetzung der dargestellten Lehrinnovationen gelingen kann.

Termine


nexus-Tagungen

4. März 2020 - Universität Osnabrück
Wissenschaftlichkeit, Fachlichkeit und Beruflichkeit in den Studiengängen der Gesundheitsfachberufe und der Medizin

17./18. März 2020 - Leuphana Universität Lüneburg
Abschied vom klassischen (Fach-)Studium?
(nexus-Abschlusstagung)

31. März 2020 - Universität Duisburg-Essen
Anerkennung und Anrechnung an Hochschulen

Veranstaltungen rund um Studium und Lehre

24./25. Februar 2020 - Technische Hochschule Wildau
Fachtagung "Erfolgsfaktor(en im) Selbststudium 2.0"

10. -13. März 2020 - Freie Universität Berlin
dghd-Jahrestagung: Hochschullehre als Gemeinschaftsaufgabe "miteinander - kooperativ - integrativ"

19. März 2020 - Berlin
Tagung: Alternative Verfahren zur Systemakkreditierung

 

Next nexus:
Der nächste Newsletter beschäftigt sich mit der Zukunftsfähigkeit des klassischen (Fach-)Studiums.

Projekt nexus - Übergänge gestalten, Studienerfolg verbessern der Hochschulrektorenkonferenz

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Telefon: 0228 / 887-198
E-Mail: nexus@hrk.de
Internet: www.hrk-nexus.de
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Redaktion: Birthe Müller, Wilhelm Schäfer
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