Das Projekt nexus ist seit dem 30. April 2020 abgeschlossen. Alle Informationen und Texte entsprechen dem Stand zum Projektende und werden nicht weiter aktualisiert. Mit dem Themenbereich Anrechnung und Anerkennung befasst sich das aktuelle HRK-Projekt MODUS und für Studierende die Infoseite AN!.

Mobile Online Experiments: Wirtschaftsethische Dilemmata fühlbar machen

18. Januar 2018

Wirtschaftethische Dilemmasituation bleiben für viele Studierende, gerade in den ersten Semestern, abstrakt. Durch eine Online-App, die an der TU München (TUM) entwickelt wird, können die Teilnehmerinnen und Teilnehmer auch in Massenveranstaltungen eingebunden werden und Dilemmata persönlich erfahren. Um die Kosten gering zu halten, genügt es, nur einige Teilnehmerinnen, bzw. Teilnehmer, zufällig auszuwählen und gemäß ihrer Entscheidungen auszuzahlen. 

Dilemmastrukturen und die damit einhergehende Bedeutung der Institutionenethik sind ein zentrales Konzept der modernen Wirtschaftsethik. Es besteht indes die Gefahr, dass das Interesse am Fach im Zuge einer zu „analytischen“ Betrachtung verloren geht, da der persönliche Bezug fehlt. Ökonomische Experimente, die mit finanziellen Anreizen arbeiten, dienen einer plastischeren Vermittlung der Wirtschaftsethik, insbesondere in Großveranstaltungen.

Durch den Einsatz einer App werden Studierende selbst mit ökonomischen Dilemmasituationen konfrontiert. Dabei werden sie anderen Veranstaltungsteilnehmerinnen und -teilnehmern zufällig und anonym zugeordnet. Am Ende steht eine Barauszahlung, die von den eigenen Entscheidungen sowie den Entscheidungen der Mitspielerinnen und Mitspieler abhängt. Das treatmentabhängige Verhalten der Teilnehmerinnen und Teilnehmer wird schließlich in einer Debriefing-Sitzung analysiert und im Kontext der Literatur reflektiert. Die Anfälligkeit des eigenen Moralverhaltens für Anreizstrukturen wird den Studierenden damit erfahrbar. Die Bedeutung einer Institutionenethik in modernen Großgesellschaften wird plastisch. Monetäre Anreize sorgen für mehr Realismus als rein hypothetische Situationen. Die Kosten werden durch das zufällige Auswählen nur einiger Teilnehmerinnen, bzw. Teilnehmer, zur Auszahlung reduziert.

Das Projekt steht erst am Anfang. Die App soll weiter ausgebaut werden, damit die Spielstrukturen leicht anpassbar sind und das Programm interessierten Hochschullehrerinnen und -lehrern zur Durchführung eigener Lehrexperimente zur Verfügung gestellt werden kann.

Kontakt:

Dr. Matthias Uhl, TUM School of Governance