Das Projekt nexus ist seit dem 30. April 2020 abgeschlossen. Alle Informationen und Texte entsprechen dem Stand zum Projektende und werden nicht weiter aktualisiert. Mit dem Themenbereich Anrechnung und Anerkennung befasst sich das aktuelle HRK-Projekt MODUS und für Studierende die Infoseite AN!.

Abstract: "Prüfungspraxis an Hochschulen: Wie sehen ideale Prüfungen aus?"

Prof. Dr. Thomas Hoffmeister, Universität Bremen

Obwohl große Einigkeit über die Wichtigkeit von prozeduralem Wissen als Lernergebnis in Modulen besteht, gibt es nach wie vor viele Prüfungen, die rein deklaratives Wissen abfragen. Das kommt denjenigen Studierenden entgegen, die zielgerichtet auf den Erwerb von Kreditpunkten hin lernen (die typische Frage lautet hier: ist das prüfungsrelevant?), da sowohl der kognitive wie auch der zeitliche Aufwand für das Lernen hierbei minimiert wird. Allerdings sind sich die meisten Studierenden und Lehrenden einig, dass es sich hierbei in der Regel nicht um einen nachhaltigen Wissenserwerb handelt, der auch zur Umsetzung des Wissens befähigt. Deutlich aufwändiger ist es für alle Beteiligten, wenn intendierte Lernergebnisse mit den Lehrformen und der Prüfungsform korrespondieren, nach dem Modell des contructive alignments nach Biggs (2003). Der große Vorteil liegt darin, dass das Erreichen der Lernziele hierbei auch wirklich überprüft wird, die Kompetenzen also nachweislich erworben wurden. Hierbei kann und soll Wissen auch auf unterschiedlichen Kompetenzniveaus adressiert werden, wie sie Blooms Taxonomie oder die SOLO (structure of the observiere learning outcome) Taxonomie vorgeben. Prüfungen nach dem Constructive Alignment sind fast als ideal anzusehen, weil sie nicht nur die Lernzielerreichung überprüfen, sondern auch neben Fach- und Methodenkompetenz Selbst- und Sozialkompetenz in den Blick nehmen können. Allerdings sinkt bei solchen Prüfungen häufig die Eindeutigkeit und Reproduzierbarkeit von Bewertungen und der zeitlich Aufwand in der Prüfungsplanung steigt deutlich an.

In meinem Vortrag gehe ich auf die Erstellung eines Kompetenzportfolios ein, das wir im Studiengang Biologie an der Universität Bremen erhoben haben und möchte zwei Problemfelder adressieren und Empfehlungen geben:

  1. reicht es nicht aus, nur innerhalb eines Moduls darüber nachzudenken, welche Lernziele und Kompetenzen erzeugt und geprüft werden sollten. Vielmehr sollte in den Blick genommen werden, welche Lernziele und Kompetenzen im Studiengang erreicht werden sollen und in welchen Modulen welche Fach-, Methoden-, Selbst-, und Sozialkompetenzen überprüft werden können.
  2. sollte die Frequenzabhängigkeit des Nutzens guter Prüfungsformen in den Blick genommen werden. Bei Prüfungen nach dem Constructive Alignment sind häufig Portfolioprüfungen adäquat. Diese werden von den Studierenden sehr gerne angenommen, wenn einzelne Module solche Prüfungsformen nutzen. Sie verlieren jedoch ihre positiven Aspekte, wenn durch parallel studierte Module mit Portfolioprüfung die Prüfungsereignisse so häufig werden, dass sich Studierende in einer gefühlten Dauerprüfung befinden.

Folglich ist es wichtig, dass Lehrende eines Studiengangs über Lernziele und Kompetenzen und darüber, wie diese zu überprüfen seien, gemeinsam reden und gemeinsam entscheiden, wie und wo diese Lernziele und Kompetenzen überprüft werden.

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