Das Projekt nexus ist seit dem 30. April 2020 abgeschlossen. Alle Informationen und Texte entsprechen dem Stand zum Projektende und werden nicht weiter aktualisiert. Mit dem Themenbereich Anrechnung und Anerkennung befasst sich das aktuelle HRK-Projekt MODUS und für Studierende die Infoseite AN!.

Eberhard Karls Universität Tübingen

Das Tübinger Lernportfolio-Studienpatenprogramm

25. Juli 2017

Medizinstudierende erhalten in der Regel über summative Prüfungen Rückmeldung zum Stand ihres Fachwissens und ihrer praktisch-klinischen Fertigkeiten. Fachübergreifende Kompetenzen wie zum Beispiel Kommunikation, (interprofessionelle) Teamarbeit, wissenschaftliche Fertigkeiten oder professionelle Haltungen und Einstellungen werden dagegen oft eher implizit erworben, selten reflektiert und von außen kommentiert.

An der Medizinischen Fakultät der Eberhard Karls-Universität Tübingen wurde zum Schließen dieser Lücke im Sommersemester 2013 ein mit Feedback begleitetes Lernportfolio implementiert. Ziel war es, ein Format mit Reflexionsaufgaben, Belegen und Feedback zu entwickeln, das inhaltlich und ressourcenökonomisch Akzeptanz bei Studierenden, Lehrenden und Fakultät findet.

Das Tübinger Lernportfolio-Studienpatenprogramm verbindet kritische Selbstreflexion der Studierenden mit strukturiertem Feedback durch Lehrende (Mentoren = „Studienpaten“). Das Programm wird systematisch ab dem 1. Fachsemester aufgebaut und begleitet die Studierenden in 8er-Gruppen durchs Studium.

Einem hohen Ressourcenaufwand des Programms stehen zahlreiche positive Effekte gegenüber:  Die von den Studierenden mehrfach beklagte Anonymität an der Universität konnte deutlich reduziert werden. Es entstand ein deutlich intensiverer Kontakt zwischen Studierenden und Lehrenden, der auch weiterführende Informationen zum Beispiel für die Gestaltung der Studieneingangsphase und den differenzierten Unterstützungsbedarf ermöglichte.

Die Arbeit mit dem Portfolio wurde seit der Einführung schrittweise von einer Papierversion auf ein Online-Portfolio umgestellt. Die Reflexionsaufgaben wurden abwechslungsreich gestaltet (u.a. Stärken-Schwächen-Chancen-Risiken-Einschätzung; offene Fragen; Selbsteinschätzung auf einer mehrstufigen Skala und Visualisierung; Andockung an definierte Lehrveranstaltungen). Die konsequente Einbindung von Studierenden und Lehrenden in den Gestaltungsprozess und die Transparenz des Prozesses waren ebenfalls förderlich.