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Projekt nexus - Übergänge gestalten, Studienerfolg verbessern der Hochschulrektorenkonferenz

nexus Newsletter 2/2019 - Interdisziplinarität

Editorial

→  Interdisziplinarität im Fokus

Kommentar

→  „Junge Leute wollen ohne enge Fachschranken lernen“

Interview

→  Neue Impulse für die Fachlehre

Aktuelles

→  Digitalisierung: KMK-Empfehlungen und neuer Blogbeitrag
→  Bestes Maschinenhaus 2019 gesucht

Neuerscheinungen

→  nexus Impulse Nr. 18: Interdisziplinäre Kompetenzbildung
→  Interdisziplinäre Studienprojekte gestalten. Aus der Praxis für die Praxis

Good Practice

→  Hochschule Pforzheim: Inter- und transdisziplinäres Lehren und Lernen im HOTSPOT

Werkstatt

→  Interdisziplinäre Kompetenzen prüfen

Rückschau

→  nexus-Jahrestagung: Gelebte Interdisziplinarität in der Lehre ist kein Selbstläufer
→  Von der lehrenden zur lernenden Hochschule: nexus-Tagung zur praktischen Umsetzung der Kompetenzorientierung
→  Symposium: Transfer in der Lehre
→  48. dghd- Jahrestagung: (Re-)Generation Hochschullehre

Termine

→  nexus-Tagungen
→  Veranstaltungen rund um Studium und Lehre
→  Kontakt

Editorial


Tilman Dörr, Leiter des Projekts nexus Foto: nexus

Interdisziplinarität im Fokus

Liebe Leserin, lieber Leser,

„Die üblichen Fachgrenzen in der Wissenschaft verlieren an Bedeutung“: Dies hat HRK-Präsident Prof. Dr. Peter-André Alt kürzlich in einem Kommentar für die Berliner Zeitung betont. „Exzellente Forschung wird heute ermöglicht, wenn Experten verschiedener Gebiete zusammenarbeiten“, sagte Alt weiter. Auch auf dem nicht-akademischen Arbeitsmarkt wird von Hochschulabsolventinnen und -absolventen zunehmend die Fähigkeit zum fachübergreifenden Denken gefordert. 

Hochschulen reagieren auf diese Entwicklung mit interdisziplinären Studienangeboten oder Lehrprojekten. Wie interdisziplinäre Lehre den Kompetenzerwerb der Studierenden unterstützen und wie gelebte Interdisziplinarität auch die ganze Hochschule verändern kann, hat nexus zum Thema seiner Jahrestagung Ende März an der Technischen Universität Darmstadt gemacht. Und auch die Beiträge in diesem Newsletter beschäftigen sich mit diesen Fragen.

Prof. Dr. Jo Ritzen, ehemaliger Präsident der Universität Maastricht und Bildungsminister a.D. der Niederlande, wünscht sich von den deutschen Hochschulen mehr Mut bei der Umsetzung interdisziplinärer Formate. Die Hochschule Coburg hat sich mit dem „Coburger Weg“ der fachübergreifenden Lehre verschrieben: Projektleiterin Prof. Dr. Birgit Enzmann erklärt im Interview, wie in Coburg interdisziplinäre Kompetenzen über den ganzen Studienverlauf und parallel zur Fachidentifikation gefördert werden. Als „Good Practice“ stellen wir vor, wie die Hochschule Pforzheim im HOTSPOT („House of Transdisciplinary Studies for practice-oriented teaching and learning“) Wissen und Kompetenzen ihrer Fakultäten bündelt und die Erfahrungen externer Partner integriert. In den Neuerscheinungen stellen wir diesmal unser aktuelles Impulsheft und ein anregendes Arbeitsbuch aus der TU Darmstadt zur Thematik vor. Und natürlich blicken wir wie immer auch auf das Tagungsgeschehen der vergangenen Wochen zurück!

Ich wünsche Ihnen eine inspirierende Lektüre!

Ihr Tilman Dörr, Leiter des Projekts nexus

Kommentar


Prof. Dr. Jo Ritzen

„Junge Leute wollen ohne enge Fachschranken lernen“

Der Ökonom und sozialdemokratische Politiker Prof. Dr. Jo Ritzen war von 1989 bis 1998 Bildungsminister der Niederlande und hat in den Jahren 2003 - 2011 als Präsident die Universität Maastricht geleitet.

Die deutschen Hochschulen sind bei der Umsetzung der kompetenzorientierten Lehre und des interdisziplinären Projektstudiums auf einem guten Weg. Davon konnte ich mich zum Beispiel Ende vergangenen Jahres an der Universität Siegen überzeugen, wo ich zum „Tag der Lehre“ eingeladen war. Ich freue mich auch sehr, dass die HRK mit dem Projekt nexus das Thema „Interdisziplinarität in der kompetenzorientierten Lehre“ aufgegriffen hat. Gerne möchte ich Hochschulleitungen, Studienganggestaltern, Lehrenden und den Entscheidern in der Politik mit auf den Weg geben, hier noch mutiger zu sein und das interdisziplinäre Projektstudium viel stärker in den Curricula zu verankern.   

Zum einen bin ich überzeugt, dass junge Leute interdisziplinär und ohne zu enge Fachschranken lernen wollen. Nach meinem eigenen Abitur habe ich mich für die Schauspielschule und für ein Physikstudium beworben, welches ich parallel absolvieren wollte. Leider hat das nicht geklappt, dennoch habe ich mir den Blick über mein eigenes Fach hinaus immer bewahrt – und das war gut so. 

In meiner Zeit als niederländischer Bildungsminister wurden an etwa 15 Universitäten sogenannte University Colleges mit fachübergreifenden Bachelorstudiengängen eingerichtet. Durch eine breitgefächerte und multidisziplinäre Herangehensweise lernen die Studierenden hier auf besondere Art und Weise, Probleme zu analysieren und disziplinübergreifend zu lösen. Vergleicht man die Ranking-Ergebnisse der College-Studiengänge mit denen „normaler“ Fachstudiengänge, werden erstere fast durchweg besser bewertet.

Natürlich ist das interdisziplinäre Lernen auch eine der wichtigsten Anforderungen unserer modernen Gesellschaft und Arbeitswelt: Viele der sogenannten „Soft Skills“ – Kommunikation, Teamfähigkeit, kritisches Denken – erwirbt man am besten, indem man mit anderen an einem Problem oder einem konkreten Fall arbeitet.

Studien haben ergeben, dass Studierende aus Vorlesungen nur etwa fünf Prozent behalten, während dieser Wert im anwendungsorientierten Projektstudium auf 75 Prozent steigt. An der Universität Maastricht wird diese Form des problembasierten Lernens fast durchgängig eingesetzt. Ein Selbstläufer für den Kompetenzerwerb ist das Projektstudium deswegen noch lange nicht: In Maastricht etwa ist die Studierendenschaft ja sehr international. Deshalb sind wir lange davon ausgegangen, dass die Studierenden interkulturelles und globalisiertes Denken sozusagen automatisch lernen. Durch Experimente haben wir dann festgestellt, dass es kaum eine Rolle spielt, wie eine Studierendengruppe zusammengesetzt ist, sondern dass es unter anderem darauf ankommt, ob die Dozierenden die Erfahrungen der Studierenden aktiv einfordern und erfragen.

Wir müssen uns also noch mehr in die Studierenden hineinversetzen und stärker reflektieren, ob und wie wir die Lernziele erreichen. Dazu müssen wir die Eingangs- und Ausgangskompetenzen von Studierenden bestimmen. Ebenso können uns Absolventenbefragungen dabei helfen, herauszufinden, ob unsere Lernziele die richtigen sind und ob der intendierte Kompetenzerwerb gelingt. 

Wir stehen vor großen Veränderungsprozessen: Als Hochschulen müssen wir uns darauf einlassen und unsere Lehre verändern. Dies muss – und das war sowohl als Rektor als auch als Bildungsminister mein Credo – passieren, ohne dass Druck ausgeübt wird.

Interview


Prof. Dr. Birgit Enzmann

Neue Impulse für die Fachlehre

An der Hochschule Coburg gehört die interdisziplinäre Zusammenarbeit von Anfang an zu den wichtigsten Zielen. Als Leiterin des QPL-Projekts „Coburger Weg“ befasst sich Prof. Dr. Birgit Enzmann unter anderem mit der Qualitätssicherung und Verstetigung interdisziplinärer Lehrangebote.

Wie wird Interdisziplinarität an der Hochschule Coburg gelebt?
Das Besondere am Coburger Weg ist, dass Interdisziplinarität mehr als ein „Add-On“ ist. Das Thema ist fest in die Curricula integriert. Die Studierenden der zehn teilnehmenden Bachelorstudiengänge werden im Verlauf des Studiums immer wieder mit dem Blick auf andere Fächer konfrontiert. Dazu wurden vier aufeinander aufbauende interdisziplinäre Module in den Wahlpflichtbereich von zehn Studiengängen aus vier Fakultäten integriert. Pro Semester werden dabei interdisziplinäre Seminare und Projekte für etwa 1.200 Studierende durchgeführt.  

Warum ist Ihnen die „Interdisziplinarität von Anfang an“ so wichtig?
Viele Studierende sind zunächst sehr auf ihr eigenes Fach fixiert und wollen zügig und stringent einen guten Abschluss erreichen. Das Interesse und die Offenheit für interdisziplinäre Fragestellungen müssen also erst einmal geweckt werden. Darauf aufbauend können wir dann in den folgenden Semestern die für interdisziplinäres Denken und Handeln erforderlichen Kompetenzen fördern. Damit sie nicht als Widerspruch zur Ausbildung einer soliden Fachlichkeit empfunden werden, streuen wir die interdisziplinären Module über den gesamten Studienverlauf. So wachsen diese Kompetenzen gleichzeitig mit der Identifikation und Begeisterung für das eigene Fach.

Das Konzept wird in Coburg seit 2011 umgesetzt. Was waren besondere Herausforderungen und wo sehen Sie die größten Erfolge?
Unser größter Erfolg ist, dass es uns gelungen ist, die erforderliche Organisationsstruktur aufzubauen. Wir mussten zunächst ein gemeinsames Zeitfenster für die teilnehmenden Studiengänge finden. Es war ein harter Kampf, einen zentralen Tag – bei uns ist es der Dienstag – für die interdisziplinären Lehrveranstaltungen freizuhalten. Um die interdisziplinären Module in den Curricula verankern zu können, mussten einige Fachlehrveranstaltungen weichen: Jeder Studiengang musste also auch gewisse Opfer bringen und Workload freimachen, beziehungsweise etwas aus dem eigenen Kanon streichen. 

Die Studiengangverantwortlichen erwarten dafür einen echten Mehrwert für das Fachstudium. Das Argument der Vermittlung interdisziplinärer Kompetenzen reicht hier nicht aus. Wir lösen das durch die interdisziplinäre Bearbeitung relevanter Themen an den fachlichen Schnittstellen mehrerer Disziplinen.

Wie sieht dies konkret aus?
Beispielsweise können Studierende der Innenarchitektur und der Integrativen Gesundheitsförderung gemeinsam an der gesundheitsfördernden Gestaltung eines Patientenzimmers arbeiten. Ein anderes Beispiel ist ein Projektseminar in Kooperation mit einer Non-Profit-Organisation, die den Absatz von Fair-Trade-Kaffee in Europa fördern will. Studierende der Betriebswirtschaft haben Vorschläge gemacht, wie man das Marketing verbessern kann, Studierende der Bioanalytik haben die Qualität des Kaffees untersucht und Design-Studierende haben ein neues Logo kreiert. 

Dass wir die Projektseminare in der Regel mit externen Partnern, oft aus dem gemeinnützigen Bereich, durchführen, ist ein weiterer Erfolgsfaktor. Bei dieser Art des Service Learning machen die Studierenden die Erfahrung, dass das, was sie tun, eine gesellschaftliche Relevanz hat. Sie identifizieren sich mit den Projekten und sind dann in der Regel zufriedener mit der Veranstaltung. Zudem ist es gelungen, Studiengänge aus unterschiedlichsten Fachgebieten für das Projekt zu gewinnen. Je weiter die teilnehmenden Disziplinen voneinander entfernt sind, desto anschaulicher werden die besonderen Herausforderungen interdisziplinärer Zusammenarbeit. Unter diesem Gesichtspunkt sind interdisziplinäre Module, in denen Studierende der Sozialen Arbeit mit Ingenieuren zusammenarbeiten, interessanter als ein Projekt für angehende Architekten und Bauingenieure.

In Ihrer Zwischenbilanzbroschüre heißt es: „Das Aufbrechen der fachlichen Isolation führt in Coburg zu einem Kulturwandel.“ Was bedeutet das?
Die meisten interdisziplinären Veranstaltungen werden gemeinsam von Lehrenden aus mindestens zwei Disziplinen geleitet. Das fördert die Lehrqualität und die Auseinandersetzung mit der eigenen Lehre. Lehrende sind sonst oft Einzelkämpfer. In der Co-Teaching-Situation müssen sie sich intensiv austauschen und aufeinander einlassen. So inspirieren sich die Lehrenden gegenseitig, etwa was neue Prüfungsformen oder innovative Lehrformate angeht. 

Wir machen außerdem die Erfahrung, dass durch die interdisziplinären Veranstaltungen auch neue inhaltliche Impulse in die Fachlehre kommen, wenn Themen aus den Schnittstellen zu anderen beteiligten Disziplinen aufgegriffen werden. Die Interdisziplinarität fördert also Neugier im Sinne des Lebenslangen Lernens.

Aktuelles


Bild: Pixabay

Digitalisierung: KMK-Empfehlungen und neuer Blogbeitrag

Die Kultusministerkonferenz der Länder (KMK) hat Empfehlungen zur Digitalisierung in der Hochschullehre verabschiedet. Unter anderem werden darin folgende Ziele formuliert: Die Hochschulen sollten die Chancen der Digitalisierung konsequent zur hochschulübergreifenden Unterstützung und Weiterentwicklung der Lehre nutzen. Die Lehrenden sollten sich in ihren Fachdisziplinen zum Einsatz digitaler Medien austauschen und geeignete Konzepte zur curricularen Integration digitaler Elemente in die Lehre und neuer digitaler Lern- und Lehrformate entwickeln. Wie dies gelingen kann, beschreibt Prof. Dr. Heribert Nacken von der RWTH Aachen in einem Beitrag im nexus-Blog

Bestes Maschinenhaus 2019 gesucht

Im Zuge der Initiative „Maschinenhaus – Plattform für innovative Lehre“ wird das „Beste Maschinenhaus 2019" gesucht. Mit dem Hochschulpreis möchte der Verband Deutscher Maschinen- und Anlagenbau (VDMA) erneut herausragende Lehrkonzepte für mehr Studienerfolg würdigen und somit ein Zeichen für die Bedeutung der Lehre setzen. Bis zum 2. Juni 2019 können sich deutschlandweit alle Fachbereiche und Fakultäten des Maschinenbaus, der Elektrotechnik und der Informatik mit Ihren Lehrkonzepten um den Preis bewerben. Im Fokus steht das Thema „Innovation in der Lehre für Industrie 4.0“.  Prämiert werden sollen geplante oder sich im Aufbau befindliche Lehrvorhaben, um zukunftsweisende Lehrkonzepte sichtbar zu machen und zu würdigen. Insgesamt werden 125.000 Euro Preisgeld vergeben. 

Die detaillierte Ausschreibung ist zu finden unter bildung.vdma.org/hochschulpreis.

Neuerscheinungen


nexus Impulse Nr. 18: Interdisziplinäre Kompetenzbildung

Die jetzt erschienene 18. Ausgabe der nexus Impulse für die Praxis zum Thema „Interdisziplinäre Kompetenzbildung“ zeigt, wie fächerübergreifendes Denken und Handeln in Studium und Lehre gefördert und begleitet werden kann. Der Autor, Jun.-Prof. Dr. habil. Sebastian Lerch von der Universität Mainz, erörtert begriffliche und systematische Voraussetzungen und Herausforderungen der interdisziplinären Kompetenzbildung in der Lehre und stellt (Lehr-)Beispiele für die Praxis vor. Eine Checkliste zeigt, wie interdisziplinäre Lehre gelingen kann. Dazu werden Übungen für die konkrete Anwendung im Lehralltag methodisch und didaktisch vorgestellt.

Download und kostenlose Bestellung: www.hrk-nexus.de/publikationen

Interdisziplinäre Studienprojekte gestalten. Aus der Praxis für die Praxis

Das Fach- und Arbeitsbuch ist für alle konzipiert, die selbst interdisziplinäre Studienprojekte einführen und umsetzen wollen. Dabei beschreiben die Verfasser, Andrea Dirsch-Weigand und Manfred Hampe,  erstmals die komplexe Gesamtorganisation in der Technischen Universität Darmstadt und dokumentieren den bisher erreichten Zwischenstand für die flächendeckende Einführung von interdisziplinären Studienprojekten: Die verschiedenen Modelle und didaktischen Konzepte, die Lernbegleitung durch Tutorinnen und Tutoren und Expertinnen und Experten, die Gestaltung interdisziplinärer Wochen-, Semester- und Kleingruppenprojekte sowie den Einführungsprozess für die flächendeckende Umsetzung. Zahlreiche Übersichten, Checklisten, Beispiele und Vorlagen erleichtern die Umsetzung in die Praxis.

Der Grundsatz der „gelebten Interdisziplinarität“ bedeutet für die TU Darmstadt auch, dass interdisziplinäre Studienprojekte weiterentwickelt werden müssen: Entwicklungslinien in der Lehre wie Internationalisierung, Digitalisierung und Forschendes Lernen werden zu Flexibilisierungen und Ausdifferenzierungen bei den Studienprojekten führen. Das Autorenduo wünscht sich darüber hinaus, dass interdisziplinäre Studienprojekte zukünftig nicht nur in der Studieneingangsphase stattfinden. Studierende sollten vielmehr mehrere interdisziplinäre Studienprojekte während ihres Studiums absolvieren und dabei ihre Projektkompetenzen stufenweise ausbauen können, bis sie in die Lage versetzt werden, ein Forschungs-, Entwicklungs- oder Innovationsprojekt völlig selbstständig zu entwickeln.

Dirsch-Weigand, A.; Hampe, M.: Interdisziplinäre Studienprojekte gestalten. Aus der Praxis für die Praxis. Bielefeld 2018. (Printausgabe 39,90 Euro, kostenloser Download verfügbar) 

Eine ausführliche Besprechung von Peter A. Zervakis finden Sie im nexus-Blog.

Good Practice


Hochschule Pforzheim: Inter- und transdisziplinäres Lehren und Lernen im HOTSPOT

HOTSPOT (House of Transdisciplinary Studies for practice-oriented teaching and learning) steht an der Hochschule Pforzheim für die Integration von Wissen, Erfahrung und Engagement von Studierenden, Lehrenden aller Fakultäten sowie von externen Partnern aus Wirtschaft und Zivilgesellschaft.

Fakultätsübergreifend werden in diesem durch das Land Baden-Württemberg geförderten Projekt Lehrveranstaltungen fachlich und methodisch (neu) konzipiert und curricular sowie institutionell verankert. Durch didaktische Methoden und Ansätze, die große Eigenverantwortlichkeit und Praxisnähe ermöglichen  (z.B. Service und Social Learning, Action Learning, Problem Based Learning oder Forschendes Lernen), entwickeln Studierende experimentell und selbstbestimmt ein interdisziplinäres Kompetenz-Repertoire.

Ein fakultätsübergreifendes Zeitfenster bietet interdisziplinären Lehrveranstaltungen Raum. Zur curricularen Verankerung und Anrechenbarkeit werden Studien- und Prüfungsordnungen sukzessive angepasst. Eine stetig wachsende Zahl von Lehrveranstaltungen innerhalb der Fakultäten wird für alle Studierenden geöffnet. Alle Veranstaltungen werden in einem eigenen Kursheft veröffentlicht.

Lehrende erhalten für die interdisziplinäre Konzipierung von Lehrveranstaltungen koordinative Unterstützung von Coaches sowie Sachmittel und Mittel für Lehraufträge und HiWis. Gemeinsame Workshops dienen als Plattform, um Ideen für neue Lehrveranstaltungen zu entwickeln.

Ein extracurriculares Begleitprogramm (Exkursionen, Ausstellungsbesuche, Filmabende etc.) fördert den Austausch zwischen Studierenden. Ein Reallabor in der Innenstadt bietet Raum für Kooperationen mit externen Partnern und Stadtgesellschaft. Die konkrete Projektarbeit mit externen Partnern sowie Expertinnen und Experten anderer Fachrichtungen schafft realitätsnahe Lernsituationen, die Studierende motiviert und sie für gesellschaftliche Probleme sensibilisiert. Sie lernen, kritisch, eigenständig und selbstreflexiv zu denken. Das in diesem Jahr erstmals organisierte Symposium „Lehre – Transfer – Innovation: Die Rolle der Hochschule in der Gesellschaft“ diente dem wissenschaftlichen Dialog und Austausch.

Werkstatt


Foto: nexus

Interdisziplinäre Kompetenzen prüfen

Frage an nexus: Wie kann man in interdisziplinären Studienprojekten, in denen Studierende unterschiedlicher Studienfächer in Gruppen zusammenarbeiten, prüfen?

Antwort: Prüfen in interdisziplinären Studienprojekten bringt besondere Herausforderungen mit sich: Während es für die fachlichen Projektergebnisse in der Regel klare Bewertungskriterien und anerkannte Messinstrumente gibt, ist eine objektive, valide und reliable Messung von sozialkommunikativen und personalen Kompetenzen methodisch schwierig und aufwändig. Das Projektergebnis ist zudem immer ein Gruppenergebnis. Und schließlich sollte nicht nur das Endergebnis, sondern auch der Arbeitsprozess im Projekt bewertet werden.

Für die Prüfung in interdisziplinären Studienprojekten empfiehlt es sich, sowohl formative als auch summative Bewertungsverfahren zu nutzen, den Aufbau von fachlichen sowie sozialkommunikativen und personalen Kompetenzen mit unterschiedlichen Verfahren zu beurteilen und eine Kombination aus Gruppen- und Einzelnote anzuwenden.

Eine gestufte Benotung sollte dem fachlichen Projektergebnis vorbehalten sein. Sie sollte auf definierten Leistungsnachweisen, Bewertungskriterien und Erfüllungsgraden beruhen. Zu den Leistungsnachweisen in einem interdisziplinären Projekt sollte auch die Offenlegung gehören, wie die beteiligten Disziplinen an den Gestaltungsentscheidungen für das Lösungskonzept beteiligt waren und welche Konsequenzen dies hatte. Idealerweise setzt sich die Note aus einer Gruppennote für das Gesamtergebnis und einer Individualnote für einen abgegrenzten Beitrag in der Projektdokumentation oder für eine mündliche Einzelprüfung zusammen.

Um den Aufbau von sozialkommunikativen Kompetenzen und den Arbeitsprozess zu beurteilen, haben sich Hospitationen oder Reflexionsgespräche in den Projektteams und formatives Feedback als Bewertungsverfahren bewährt. Auf der Grundlage ihrer Beobachtungen oder Gesprächsergebnisse melden die Lehrenden dem Team eine beschreibende Bewertung und Verbesserungspotential für die Zusammenarbeit als Team und für den Arbeitsprozess zurück. So fließt die Beurteilung noch in den Lernprozess ein.

Rückschau


Auschnitt aus dem auf der Tagung entstandenen Graphic Recording von Anna Sulimma/Trendsketcher

nexus-Jahrestagung: Gelebte Interdisziplinarität in der Lehre ist kein Selbstläufer

Wie können interdisziplinäre Studienprojekte und andere Formen der fachübergreifenden Lehre zum Kompetenzerwerb der Studierenden beitragen und was kann Interdisziplinarität in Lehre und Studium bewirken? Diese Fragen standen im Mittelpunkt der nexus-Jahrestagung, die Ende März zum Austausch von Erfahrungen und guter Praxis mit fach- und disziplinenübergreifender Lehre anregte. „Interdisziplinarität ist kein Selbstläufer“, betonte Prof. Dr.-Ing. Ralph Bruder, Vizepräsident der TU Darmstadt. Und HRK-Generalsekretär Dr. Jens-Peter Gaul ergänzte: „Der Umgang mit unterschiedlichen Perspektiven, mit Unsicherheiten und neuen Problemstellungen macht das Spezifische eines Hochschulstudiums aus.“ Es wurde deutlich, dass die konkrete Ausgestaltung immer ein Ausbalancieren von fachkulturellen Ansprüchen und interdisziplinären Vorstellungen ist. Zentral für das Engagement von Studierenden und Lehrenden sei, den Mehrwert von interdisziplinären Formaten, Fragestellungen und Problemlösungen klar zu vermitteln. Wenn dies gelänge, könne die fachübergreifende Zusammenarbeit auch den Kulturwandel an der Hochschule befördern. (mehr)

Prof. Dr. Sylvia Heuchemer, Vizepräsidentin der TH Köln, eröffnet die nexus-Tagung.

Von der lehrenden zur lernenden Hochschule: nexus-Tagung zur praktischen Umsetzung der Kompetenzorientierung

Die Umsetzung der Kompetenzorientierung und damit der „Wandel von der lehrenden zur lernenden Hochschule“, wie es Prof. Dr. Sylvia Heuchemer, Vizepräsidentin der Technischen Hochschule Köln, bei der Eröffnung einer nexus-Tagung Ende Februar ausdrückte, ist in vollem Gange. Etwa 30 Hochschulen präsentierten knapp 200 Teilnehmerinnen und Teilnehmern in Vorträgen, Workshops und Postern vielversprechende Praxisbeispiele, Konzepte und Forschungsergebnisse. Es wurde deutlich, dass bei der Ausrichtung von Lehre und Studium an Kompetenzen die Frage im Mittelpunkt stehen sollte, wie Hochschulen Absolventinnen und Absolventen am besten auf eine sich wandelnde Gesellschaft und Arbeitswelt vorbereiten können. Dafür seien aktivierende und flexible Lehr- und Prüfungsformate, die auch überfachliche Kompetenzen wie Team- und Kommunikationsfähigkeiten sowie Problemlösungskompetenz adressieren, notwendig. (Zur Tagungsdokumentation)

Bild: Pixabay

Symposium: Transfer in der Lehre

Die Frage nach der gesellschaftlichen Verantwortung von Hochschulen hat in den vergangenen Jahren an Bedeutung gewonnen: Inzwischen hat sich daraus der Oberbegriff „dritte Mission“ neben Lehre und Forschung zum Kern einer Debatte um das Selbstverständnis und die Weiterentwicklung von Hochschulen in Deutschland gemacht. Bei einem Symposium der Universitäten Konstanz, Köln und Bremen Mitte März wurden sowohl die Vielfalt der Möglichkeiten als auch die Schwierigkeiten und Grenzen der Zusammenarbeit mit externen Partnern in der Lehre insbesondere in den relevanten, aber noch kaum systematisch bearbeiteten Geistes- und Sozial­wissenschaften erörtert. Bislang, so ein Fazit, gäbe es kaum gezielte Maßnahmen, Lehraktivitäten an den Universitäten strategisch zusammenzuführen, zu pointieren und der Forschung gegenüber gleichrangig zu behandeln. Die Teilnehmenden waren sich am Ende einig: Transferprojekte im Sinne einer klaren Output- bzw. Kompetenzorientierung seien „konstitutionell“ für die Zukunft der Lehre. (Mehr

48. dghd- Jahrestagung: (Re-)Generation Hochschullehre

Gute Lehre ist kein Zufall – sie entsteht, wenn Lehrende entsprechende Wertschätzung erfahren und Ressourcen und Freiräume erhalten. Für die Teilnehmerinnen und Teilnehmer der 48. Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Hochschuldidaktik (dghd) Anfang März in Leipzig stand zudem die Bedeutung kontinuierlicher hochschuldidaktischer Aus-/Weiterbildung außer Frage: „Auch Marco Reus spielt schon ganz ordentlich Fußball, er geht trotzdem jeden Tag zum Training“, brachte es die Ars Legendi-Preisträgerin 2018, Prof. Dr. Evelyn Korn von der Universität Marburg, auf den Punkt. Das Primat, so Prof. Dr. Michael Schneider von der Universität Trier, seien gute Rahmenbedingungen und handwerklich gut gemachte Lehre: „und die kann auch noch innovativ sein.“ Im Mittelpunkt der Sessions stand die Frage, wie sich Hochschuldidaktik als Profession und in ihrer Stellung innerhalb der Hochschulen verändert und wie mit neuen Herausforderungen, etwa im Zuge der Digitalisierung, umgegangen werden kann.

Termine


nexus-Tagungen

Save the Date!

12./13.6 - Universität Bremen
Aufbau von Monitoringsystemen in Hochschulnetzwerken. Herausforderungen an eine qualitätsgesicherte Zusammenarbeit

26.6. - Universität Oldenburg
Anerkennung und Anrechnung an Hochschulen 

12./13.9. - TU Kaiserslautern
Digitaler Wandel in Studium und Lehre

26./27.09. – Universität Mainz
Anerkennung und Anrechnung im Kontext der (System-)Akkreditierung

7./8.10. - Universität Freiburg
Anerkennung und Mobilität

29./30.10. - Universität Marburg
Kompetenzorientiertes Prüfen

Veranstaltungen rund um Studium und Lehre

14.5. - Aachen
Engineering Diversity – Vielfalt als Mehrwert gestalten (Tagung von VDI, RWTH Aachen, Stiftung Mercator)

27.5. – Berlin
Transferworkshop des Projektes WiWiSet

5.-7.6. – Stuttgart
focus URE! Underpinnings, Requirements, and Effects of Undergraduate Research Experiences. (Tagung der Universität Hohenheim)

24./25.6. – Heidelberg
Industrie 4.0 – Herausforderungen und Wege in der Ausbildung von Ingenieurinnen und Ingenieuren (Kongress von VDI und VDMA)

24./25.7. – Mülheim an der Ruhr
Closing the Gaps: Students and Faculty in Transition - 44th International Conference on Improving University Teaching

Projekt nexus - Übergänge gestalten, Studienerfolg verbessern der Hochschulrektorenkonferenz

Ahrstraße 39, 53175 Bonn
Telefon: 0228 / 887-198
E-Mail: nexus@hrk.de
Internet: www.hrk-nexus.de
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Redaktion: Dorothee Fricke
Die Verantwortung für die Inhalte der Fremdbeiträge tragen die jeweiligen Autoren.